Beschreibung
Die Mittlere Deutsche Literatur zwischen 1400 und 1750 weist einen beträchtlichen Bestand an deutschsprachiger Rezeptionsliteratur auf, deren Vorlagen der antiken Literatur (griech. röm.), der Literatur Italiens, Frankreichs und Englands, vor allem aber der neulateinischen Literatur Europas und der europäischen Kirchenliteratur entstammen. Auf diesem Wege ergoss sich eine grosse Flut von neuen Informationen, Ideen und Formen über das lesebegierige Publikum, das zumeist keine andere Sprache als das deutsche Idiom verstand.
Die Sichtung, Aufarbeitung, funktionelle Definition und bildungsgeschichtliche Wertung der Rezeptionsliteratur gehört zu den historisch aussagekräftigsten Aufgaben der Erforschung der Kultur der Frühen Neuzeit. Die erste Arbeitstagung in Eisenstadt (März 2011) hat die Diskussion zu diesem Phänomen eröffnet und befasst sich mit Fragestellungen wie: Welchen Wirkungsraum und welche Funktion hatte die Rezeptionsliteratur? Wer sind die Übersetzer, die Produzenten und wer die Leser? Welche Rezeptionsvorgänge sind festzustellen? Weitere Tagungen zum Thema werden folgen.
Autorenportrait
Alfred Noe (*1953) ist Professor für Romanische und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien. Er beschäftigt sich mit der Verbreitung der romanischen Literaturen im deutschen Sprachraum (z. B.
, 2011) und ist Herausgeber von verschiedenen Buchreihen. Auch ist er Mitglied der Kommisssion für Musikforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und wissenschaftlicher Beirat des
Hans-Gert Roloff (*1932) ist em. Professor für Mittlerer Deutsche Literatur (unter Einschluss des Neulateinischen) an der Freien Universität Berlin. Derzeit ist er im In- und Ausland in Lehre und Forschung tätig. Forschungsgebiete: Editionswissenschaft, Lexikographie, Realienkunde. Er ist geschäftsführender Herausgeber des
(seit 1969) und des
(seit 1972). Auch ist er Herausgeber von zahlreichen Buchreihen.
Inhalt
Inhalt: Alfred Noe/Hans-Gert Roloff: Vorwort – Alfred Noe/Hans-Gert Roloff: Ausschreibung der Arbeitstagung Bedeutung der Rezeptionsliteratur für Bildung und Kultur der Frühen Neuzeit (1400-1750) – Hans-Gert Roloff: Die Bedeutung der Rezeptionsliteratur. Zum Konzept und zur Tagung – Alfred Noe: Das Kavalleriehandbuch von Giorgio Basta d’Hust. Ein illustrativer Umweg in der Rezeption eines Fachtextes zu Beginn des 17. Jahrhunderts – Barbara Lafond: Kulturelle Transfers am Beispiel von Thüring von Ringoltingens
(1456) – Michael Dallapiazza: Hans Sachs und Boccaccio. Überlegungen zu einer rezeptionsgeschichtlichen Systematik – Federica Masiero: Die Rezeption der ersten deutschen Übersetzung des
. Eine Wortschatzanalyse – Laura Auteri:
(1619)
(1546) von Giovan Battista Gelli in der Übersetzung Fürst Ludwigs von Anhalt-Köthen – Dietrich Briesemeister: Neulateinische Übersetzungen spanischer Werke im deutschsprachigen Raum im 17. Jahrhundert – Anne Wagniart: Status und Funktion der Übersetzung im schlesischen Kunstdrama. Von Opitz zu Hallmann – Winfried Woesler: Opitz’ Übersetzung von Senecas
– Hartmut Laufhütte: Sigmund von Birkens
-Übersetzung – Daniel Syrovy: Georg Philipp Harsdörffer und Charles Sorel – Jean-Marie Valentin: Die Indienstnahme der Pikareske durch die Gegenreformation. Aegidius Albertinus’ Adaptation (1615) des Alemanschen
: Narratio und catechisatio – Roberto De Pol: Zu den deutschen Übersetzungen von Ferrante Pallavicinos
– Elisabeth Klecker: Intermediales Übersetzen? Emblematische Rezeptionsliteratur – Tomasz Jablecki: Zur Rezeptionsliteratur und ihrer Funktion im Werk Benjamin Neukirchs – Birgit Wagner: Fontenelle, «in einen deutschen Habit verkleidet». Gottscheds
– Stefanie Stockhorst: Wege und Techniken des Übersetzens im 18. Jahrhundert: Methodische Perspektiven der Aufklärungsforschung. Inhaltsverzeichnis