Beschreibung
'Burkhard Spinnen ist ein Glücksfall für die Gegenwartsliteratur.' Michael Braun, Frankfurter Rundschau Sommer 1914. Den jungen Deutschamerikaner Zacharias Katz hat es auf die Präsident verschlagen, ein kleines deutsches Passagierschiff, das in der Karibik Reisende für die großen Ozeandampfer aufsammelt. Zacharias ist auf der Flucht, wovor genau, das weiß er nicht; vielleicht vor Gangstern aus New York, vielleicht vor seiner unentschiedenen Lebensgeschichte. Bislang war er Journalist ohne Leidenschaft und Textdichter ohne poetische Ader. An Bord der Präsident schreibt Zacharias auf, was ihm die Passagiere aus Deutschland erzählen. Es sind Geschichten vom Selbstzweifel, vom Verlust der Identität, Episoden aus einer Gesellschaft, die sich auflöst, weil sie nicht mehr an sich glaubt. Als in Europa der Krieg ausbricht, erreicht er auch die Präsident. Sie wird zuerst zum Flüchtlingsschiff, dann zum Hilfskreuzer, mit dem ihr Kapitän auf Kaperfahrt geht. Zacharias Katz müsste entscheiden, wo er stehen und wer er sein will. Doch gerade weil er das nicht tut, zieht es ihn immer tiefer in den Krieg hinein. Burkhard Spinnen hat eine Parabel auf die Brüchigkeit geordneter Verhältnisse geschrieben. Was 1914 geschah, als das Jahrhundert in den Krieg stürzte, kann immer wieder passieren. Und gerade die, die sich am liebsten heraushalten würden, sind besonders anfällig.
Autorenportrait
Burkhard Spinnen, geboren 1956, lehrte nach seiner Promotion am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Gastdozenturen und Seminare u.a. am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Seit 2008 Vorsitzender der Jury des Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preises. Lebt seit 1996 als freier, vielfach ausgezeichneter Autor in Münster, verheiratet, zwei Söhne.