Beschreibung
Erfahrung und Geschichtsschreibung stehen in einem Zusammenhang, der sich in einer biographisch angeleiteten Sichtweise niederschlägt. Das Schreiben über Geschichte ist nie unabhängig vom persönlichen historischen Kontext. Historischer Erkenntnis muss daher immer das Verständnis des komplexen Zusammenspiels von Zeit und Selbst vorausgehen. Dan Diner reflektiert in seinen Essays, wie über Generationen hinweg vermittelte erfahrungsgeschichtliche Tatbestände durch Arbeit am Gegenstand und seiner begrifflichen Aufrichtung in historische Erkenntnis überführt werden. Existenzielle Kernfragen der europäischen wie der außereuropäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts werden in ihrem Verhältnis zueinander in den Blick genommen. So gehen Politik-, Rechts- und Globalgeschichte, die Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens sowie Jüdische Geschichte eine jeweils am Problem orientierte Synthese ein. Den Band beschließt ein ausführliches Gespräch über die Bildungsbiographie und den akademischen Lebensweg des Autors.
Autorenportrait
Dan Diner, geb. 1946, ist Professor Emeritus für Moderne Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Von 1999 bis 2014 war er Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur sowie Professor am Historischen Seminar an der Universität Leipzig. Er ist Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Er ist Herausgeber der siebenbändigen Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (2011-2017). Veröffentlichungen u. a.: Ein anderer Krieg. Das jüdische Palästina und der Zweite Weltkrieg 1935-1942 (2021); Gegenläufige Gedächtnisse. Über Geltung und Wirkung des Holocaust (2007, 2020); Rituelle Distanz. Israels deutsche Frage (2015).