Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Deutsche Philologie), Veranstaltung: Die schöne Seele, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Geschichte von St. Domingo ist ein Freiheitskampf der Schwarzen gegen die französische Kolonialmacht. Dessalines ist der Anführer der Schwarzen. Er ist Nachfolger von Toussaint L Ouverture, der durch den Befehl Napoleons eingekerkert und zu Tode geschunden wurde. L Ouverture sitzt in demselben Gefängnis in welches auch Kleist durch die Franzosen 1807 gesperrt wurde. Unter Dessalines Führung wird St. Domingo am 1. Januar 1804 offiziell zum unabhängigen schwarzen Staat erklärt. Mit diesem Hintergrund erscheint die Novelle Die Verlobung in St. Domingo 1811 in der Zeitschrift Der Freimüthige. Die Novelle erzählt eine Liebesgeschichte unter Extrembedingungen. Gustav, ein Schweizer, sucht Zuflucht auf dem Hof von Congo Hoango, ein[em] fürchterliche[n] alte[n] Neger, welcher mit Babekan, der Haushälterin und Babekans Tochter Toni dort lebt. Toni und Gustav werden sich, wie der Titel hergibt, verloben. Beide Protagonisten sterben zuletzt durch Mord und Selbstmord. Hauptaspekt meiner Betrachtungen soll das Thema der schönen Seele sein. Die Seele als ein Konzept von Weiblichkeits- und Schönheitsideal ist geprägt von Anmutigkeit, Edelmut, Tugendhaftigkeit und Demut. Friedrich Schiller, ein Zeitgenosse Kleists, schreibt in seiner Abhandlung Ueber Anmuth und Würde: In einer schönen Seele ist es also, wo Sinnlichkeit und Vernunft, Pflicht und Neigung harmoniren, und Grazie ist ihr Ausdruck in der Erscheinung. Nur im Dienst einer schönen Seele kann die Natur zugleich Freyheit besitzen, und ihre Form bewahren, da sie erstere unter der Herrschaft eines strengen Gemüths, letztere unter der Anarchie der Sinnlichkeit einbüßt. Inwieweit besitzt Toni bereits eine schöne Seele? Wird sie erst durch eine ethisch-moralische Leistung zu einer schönen Seele? Muss Toni sterben, weil sie eine schöne Seele hat und sie dadurch nicht in die Welt passt, die Kleist in seiner Novelle beschreibt? Kann man bei Gustav von einer schönen Seele sprechen? Welche Rolle in dieser Seelenkonzeption spielen dabei Babekan und Congo Hoango? Inwieweit ist der Rassenkonflikt von Bedeutung?