Beschreibung
Und Karl, immer wieder Karl. Sie wusste nicht, wie lange sie dort gestanden und auf das Klingelschild gestarrt hatte. In sich eine Empfindung von Einsamkeit und Verlorenheit, die etwas Endgültiges hatte und schon jenseits der Verzweiflung lag. Verzweiflung hieß immer noch an etwas zu hängen, hieß immer noch, wenn auch verzweifelt, zu hoffen. Warin hing noch an Karl, aber das hatte nichts mehr mit Hoffnung zu tun. Nur mit ihr. Es gab nichts, worauf sie hoffte, was sie wollte. Warin trennt sich von Karl, zwei Menschen und eine gescheiterte Beziehung. Eine ganz alltägliche Geschichte. Hinter dem äußeren Anschein jedoch verliert sich die Alltäglichkeit und es entfalten sich die ganz persönlichen Abgründe der Existenz. Der Roman beschreibt in kraftvollen und poetischen Bilder Warins inneren Verzweifelungskampf um ihre große, unmögliche Liebe. Schritt für Schritt unterspülen die Untiefen ihrer Gefühle ihre gesamte Existenz - bis zum Zusammenbruch. Während Warin kämpft, hat ein tragisches Ereignis in Karls Kindheit dessen Schicksal bereits besiegelt, auch wenn es noch über 30 Jahre dauern wird, bis es sich erfüllt. In beinahe akribisch jede Tiefe seiner beiden Protagonisten auslotenden Empfindungsprotokollen entfaltet sich die beklemmende Herrschaft verborgener innerer Wahrheiten über zwei Menschen, die aufeinander getroffen sind, ohne je eine wirkliche Chance gehabt zu haben, sich zu erreichen. Das Grenzland der Gefühle, ihre Ränder, dort, wo sie von Hoffnung in Verzweiflung umschlagen, in die Tiefe drücken, zu Schatten im eigenen Seelenlabyrinth werden, an der Oberfläche verborgen von den Kulissen des ganz normalen, alltäglichen Lebens, auf diesem Territorium entfaltet sich der psychologische Roman Die Skulptur. Liebe und Selbstaufgabe, äußerer Anschein und innere Wahrheit, das folgenreiche Ineinandergreifen von Schicksalen, das Gefängnis eigener Gefühle und die Fesseln der Vergangenheit, schließlich die unentrinnbare, wenn auch nie ganz einlösbare Verantwortung von Menschen füreinander - das sind seine Motive. Ipek Demirtas schildert diese großen Gefühle mit einer Intensität und Klarheit, dass man erschauernd auf den Grund der eigenen Seele blickt. Diese Geschichte lässt einen nicht mehr los.
Autorenportrait
Die Autorin kam 1967 im kurdischen Bergland Ostanatoliens zur Welt, verbrachte die ersten sieben Lebensjahre dort bei Verwandten der Eltern in einem kleinen Dorf, bevor sie dann von ihren Eltern in die Bundesrepublik nachgeholt und hier im einfachen Gastarbeitermilieu groß wurde. Erst im Verlauf der Grundschulzeit erlernte sie die deutsche Sprache. Nach der schwierigen Trennung von ihrer Familie und später mehr oder weniger auf sich allein gestellt, machte sie über den zweiten Bildungsweg Abitur, studierte Betriebswirtschaft in Koblenz und arbeitet heute, nach über zehn Jahren, bei einer der großen Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaften, als Spitzenmanagerin eines internationalen Konzerns und unterrichtet als freie Dozentin an der Universität Dortmund. "Als Kind kannte ich weder Elektrizität noch fließendes Wasser und heute verbringe ich einen Großteil meiner Zeit auf Geschäftsreisen in Flugzeugen. Vielleicht ist die niemals zu schließende Lücke dazwischen der Raum für mein künstlerisches Interesse und eine nie endende Suche nach dem Sinn", sagt Ipek Demirtas.