Beschreibung
In den 1920er Jahren entstand mit den Arbeiten von Max Scheler und Helmuth Plessner, wenig später ergänzt um die Studien Arnold Gehlens, die deutsche Philosophische Anthropologie. Und obwohl deren zentrale Schriften ohne Zweifel lesenswert bleiben, macht die starke Weiterentwicklung sowohl der Philosophie als auch der empirischen Humanwissenschaften es unausweichlich, die Philosophische Anthropologie neu zu justieren. Erforderlich ist dazu zweierlei: Zum einen muss ein Anschluss an andere philosophische Strömungen gefunden werden. Dabei bietet sich die Kritische Theorie der Frankfurter Schule als Koalitionspartner an. Der Autor diskutiert die zahlreichen Gemeinsamkeiten der beiden Ansätze etwa die interdisziplinäre Ausrichtung , ohne jedoch die gravierenden Unterschiede zu verschweigen. Zum anderen ist es notwendig, sich vorbehaltlos für neue empirisch-theoretische Konzepte zu öffnen. Dazu unternimmt der vorliegende Band erste Schritte. Das Spektrum reicht dabei von der Primatologie (Goodall, de Waal) über die Soziobiologie (Wilson, Dawkins) und die neuere Ethnologie (Antweiler, Graeber) bis zu aktuellen Ansätzen einer vergleichenden Psychologie (Pinker, Tomasello). Am Ende steht die Einsicht, dass nur eine integrative Anthropologie begreiflich machen kann, was uns Menschen gegenüber anderen Tieren auszeichnet und wie wir uns selbst verstehen sollten.
Autorenportrait
Christian Thies ist seit 2009 Professor für Philosophie an der Universität Passau. Er promovierte mit einer vergleichenden Studie zu Adorno und Gehlen und habilitierte sich mit einer Arbeit zum Sinn der Sinnfrage. Er veröffentlichte mehrere Bücher zur (Philosophischen) Anthropologie.