Beschreibung
Schon seit Generationen leben die protestantische Kaufmannsfamilie Dortenbach und die jüdische Fabrikantenfamilie Martell in der kleinen württembergischen Weinstadt. Fest und liebevoll verbunden fühlen sich Claudia Dortenbach und ihr Jugendfreund und späterer Ehemann, der Rechtsanwalt Dr. Helmuth Martell, daher Land und Leuten, Natur und Kultur ihrer schwäbischen Heimat. Familie, Kinder und Karriere laufen in den vorgezeichneten und gewünschten Bahnen: Die Martells fühlen sich sicher und zufrieden. Umso fassungsloser und anfangs wie betäubt erlebt Claudia Martell sodann das Erstarken und die Etablierung des Nationalsozialismus in der kleinen Stadt, die rasante Entfremdung und abrupte Abkehr von ihr einst vertrauten Menschen, langjährigen Freund:innen und Vereinskamerad:innen, ja engsten Familienmitgliedern unter dem wachsenden Einfluss der NS-Diktatur. Erst allmählich vermag sich die junge Frau aus ihrer inneren Lähmung zu lösen; entschlossen und mutig findet sie für sich und ihre bedrohte Familie, den Mann und ihre beiden Kinder, schließlich ihren Weg aus den radikal veränderten Verhältnissen eines ihr fremd gewordenen Landes.
Autorenportrait
Die deutsch-ju¨dische Schriftstellerin Victoria Wolff, 1903 in Heilbronn geboren, verfasste Reportagen, Reiseerza¨hlungen und Romane u¨ber die Lebenswelten moderner Frauen. 1933 emigrierte sie in das legenda¨re Tessiner Ku¨nstlerdorf Ascona, wo sie sich mit Tilla Durieux, Leonhard Frank, Erich Maria Remarque und Ignazio Silone anfreundete. Sie vero¨ffentlichte nun vor allem in der Schweiz, musste das Land jedoch 1939 wegen ihrer teils illegalen publizistischen Ta¨tigkeit verlassen. U¨ber Nizza und Lissabon gelangte sie 1941 in die USA, wo sie als Drehbuchautorin fu¨r Hollywood arbeitete. Sie starb 1992 in Los Angeles.