Beschreibung
Sexismus wird in Texten und in Bildern meist schnell erkannt und kritisiert, wenn es aber um Klang geht, fehlen oft die Worte. Zentrale These dieses Buches ist, dass sich geschlechterbedingte Machtverhältnisse, wie die schon von Simone de Beauvoir kritisierte Normativität männlicher Subjektivität und die dagegen als "Andere" verbesonderte Weiblichkeit, auch im Klang von Popmusik finden lassen. Althergebrachte Kategorien der Musikanalyse (Harmonie, Melodie, Form) erweisen sich bisher als ungeeignet, dies herauszuarbeiten. Daher werden in diesem Buch neue Werkzeuge zur Untersuchung populärer Musik entwickelt, die direkter an der Hörerfahrung ansetzen und so auch ohne musiktheoretische Vorkenntnisse gut verständlich sind. Vor allem die Stimme wird hierbei als klangliche Performanz von Körperlichkeit und Subjektivität zum Ausgangspunkt näherer Betrachtungen. In der Analyse einiger bekannter Popsongs werden auf dieser theoretischen Basis Unterschiede in der Darstellung von Geschlecht herausgearbeitet, die nahelegen, dass die Beziehung zur eigenen Stimme und zum eigenen Körper nach geschlechtsspezifischen Normen geformt wird. Dieses Buch enthält damit wichtige Ansatzpunkte zur kritischen Untersuchung von Musik als Teil machtvoller kultureller Reproduktion von Geschlechter- und Sexualitätsbildern in populären Medien.
Autorenportrait
L. J. Müller studierte Musikwissenschaft und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und promoviert derzeit bei Prof. Dr. Peter Wicke zum Thema der Geschlechterperformanz im Klang populärer Musik. Dabei interessieren sie klangliche Konstruktionen von Sexualität und Begehren in Musik ebenso wie die Frage danach, wie sich verschiedene Formen der Diskriminierung (insbesondere Sexismus und Rassismus) in populärer Musik ausdrücken und reproduzieren. Zum Buch: Sound und Sexismus - Geschlecht im Klang populärer Musik. Eine feministisch-musiktheoretische Annäherung.