Beschreibung
Seit Ende der 1990er Jahre wird in Italien eine stetig zunehmende Anzahl von weiblichen Migrantinnen für die häusliche Pflege der "älteren Generationen" angestellt. Das sogenannte "Migrantin in der Familie"-Care-Modell hat sich in diesem Land so verbreitet, wie nirgendwo anders innerhalb der europäischen Grenzen. Warum hat sich dieses Care-Modell in Italien entwickelt und etabliert? Welche Faktoren haben zu seiner Verbreitung beigetragen? Um diese Kernfragen zu beantworten, werden drei zentrale Elemente beleuchtet: Geschlechter-, Care- und Migrationsregime. Gleichzeitig wirft die Autorin einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen, um herauszufinden, inwieweit und inwiefern sich die ökonomische Krise auf dieses Care-Modell ausgewirkt hat. Die Autorin setzt sich mit der Wechselbeziehung zwischen staatlicher und normativer Ebene bei der Entstehung und der Erhaltung von diesem Care-Modell auseinander und liefert eine Analyse der jüngsten Geschlechter-, Sozial- und Migrationspolitiken und Praxen bzgl. einer spezifischen Form der Care-Arbeit - die Pflege älterer, hilfsbedürftiger Familienangehörigen - in Italien. Hierbei werden die Unterdrückungsmechanismen hinter der Verbreitung dieses Modell, die auf der institutionellen Ebene in Gang gesetzt, aufrechterhalten und normativ untermauert werden, sichtbar gemacht.
Autorenportrait
Luisa Talamini, geboren 1984 in Vittorio Veneto, Italien. Sie studierte Philosophie in Venedig (Università Ca' Foscari) und Politikwissenschaften (Freie Universität) sowie Gender Studies/ Geschlechterforschung (Humboldt Universität) in Berlin. Sie setzt sich aktiv mit Themen wie Geschlechterverhältnissen, Migration und kollektiven Wohnpraxen insbesondere in Berlin und in Westafrika auseinander. Ihre Forschungsbereiche umfassen die Umsetzung von Antidiskriminierungsgesetzen, die Geschlechterrolle in der Konfliktprävention und -bearbeitung sowie die Interaktion von Care-Arbeit mit Geschlecht und Migration.