Beschreibung
"Seit meiner Kindheit sind mir die Engel mal mehr, mal weniger nahe und vertraut. Mein allererstes Gedicht, das ich als siebenjähriger Knabe für meine Mutter zu Weihnachten schrieb, gilt ihnen:
Im Himmel
da backen
die Engelein
und singen
so fein
so rein
Seither ist manch anderes Gedicht entstanden, das von einem Engelmoment, einer Begegnung, von Nähe und Vertrautheit spricht.
Dieser kleine Gedichtband möchte dazu anregen, ebenfalls die Nähe zu und die Vertrautheit mit den Engeln zu suchen oder zu vertiefen. Denn ohne die Hilfe dieser wundervollen reinen Lichtwesen, ohne ihre Kraft, Liebe und Heiterkeit werden wir uns bei Allem, was uns obliegt, vergeblich bemühen.
Das Wort engelsam (einsam, zweisam, dreisam, engelsam.) ist von Paul Klee, diesem großen Freund der Engel, geprägt worden.
Gewidmet sind diese Gedichte den Engeln in Menschengestalt, die meinen Weg gekreuzt und mich darauf begleitet haben, allen voran meiner Mutter, Manuel und Franziska.
Pierre Pouthier
Rezension
Flügelschlag der Freude
von Sigrid Nordmar-Bellebaum
Die 25 Gedichte dieser Sammlung sind zwischen 1979 und 1996 entstanden, aber sie sind nicht chronologisch angeordnet. Ihre Anordnung folgt einer Engelspur durch sechzehn Jahre, die mit einem Bittgedicht an den Engel beginnt und mit einem Dank- und Aufforderungsgedicht endet, in dem engelbeschwingtes Dasein evoziert wird.
Die Engelspur selber führt dabei über mehrere Stationen des Selbstseins und der Selbstlosigkeit und umkreist in immer neuen Bewegungen das Mensch und Engel Trennende und das sie Verbindende und führt schliesslich zu einem umfassenden "Ja", in dem "Werk und Gebet der Hände" eingeschlossen sind.
All diesen Bewegungen ist näher und ferner eine Linie des Humors und der spielerischen Leichtigkeit einverwoben. Manche Gedichte haben einen kindhaft zarten Klang. Alle aber sind Begegnungsgedichte, wobei der Engel auch in der Gestalt eines anderen Menschen begegnen kann. Das ist aber nicht immer der Fall. Und manchmal bleibt es ungesagt, ob es der Fall ist oder nicht. Das sind die für mich spannendsten Gedichte. Warum?
Weil sie ungefähr gleich weit entfernt sind von andächtiger Anrufung des Engels als eines absolut überlegenen - wenn auch befreundeten - Wesens, von dem für die Menschen größere Liebes- und Verzeihenskraft erbeten wird, wie auch von einem Sorgen für die Lebensbedürfnisse des Engels, wobei der Mensch - auch mit recht - sich sehr anstrengen muss, solche Liebe und solche Worte zu geben, dass der Engel sich davon ernähren kann.
Als Beispiel für die eine und die andere Weise des Engelgedichtes mag gelten:
Tobias an den Engel
Himmlischer Freund
der mich durchs Leben begleitet
verzeihe
wenn ich dir untreu bin
und manchmal den Weg verlasse
den Du mir weist
Verzeihe
wenn ich die Treue
des kleinen Hundes nicht habe
der mir folgt
wohin ich auch gehe
Verzeihe
wenn ich dann glaube
ich bräuchte Deine Hilfe nicht
und mich Deiner Freundschaft verschliesse
die mich doch heilen will
Verzeihe
und verlasse mich nicht
*
Der Engel spricht:
Siehe
auch mich hungert
docvh nicht nach Brot
und Früchten der Erde
nach jenem einen Augenblick
da du übergehst
in ein Anderes
welch ein Horizont der Liebe
Siehe
auch mich dürstet
doch nicht nach Wasser
und Wein
nach jenem einen Atemzug
da du zurückfällst
in dein Eigenes
welch Abgrund an Leid
Siehe
auch mich friert -
o so wärme mich doch
an deinem Herzen
dem Wort
Inhalt
Schlafender Engel
Tobias an Raphael
Gebet an meinen Engel
Die rosazarte Muschel
Tritt heraus
Unerwartet
Das Kind malt
Paul Klee
Schlafwärts wenn der Engel
Manchmal regnen Orangen und Zitronen
Lies an Tagen die Wind treibt
Den Engeln auf der Spur
Chatres Engel mit Sonnenuhr
Engel des Meeres
Der grüne Engel
Brunnenengel
Und der Engel des Berges sprach
Der Engel spricht
Engel blau mit monddurchzogenen Schwingen
Zwischen Schwingen aus blauem Licht
Sammle dich in die Stille
Schlage in mich, Bote
Ruf
Engelsam