Die Gesellschaft der Nichtsesshaften
Zur Lebenswelt vagierender Schichten vom 16. bis zum 19. Jahrhundert
Ammerer, Gerhard / Fritz, Gerhard
Erschienen am
02.12.2013
Beschreibung
Manch einer von den Lesern und Leserinnen wird bei der Erwähnung von Nichtsesshaften oder Vaganten zunächst an die trinkfeste und lebensfrohe mobile Gesellschaft der Carmina Burana denken, möglicherweise auch an die mythologisierten historischen Figuren der 'edlen Räuber' vom Typ Robin Hood, wie sie Räuberlieder und -romane des späten 18. Jahrhunderts besungen haben und die noch heute via Fernsehen das allgemeine Bewusstsein (falsch) prägen. Eine solche Vagantenromantik wird den Tag für Tag von der Hand in den Mund lebenden, herren- und besitzlosen Nichtsesshaften jedoch in keiner Weise gerecht. Nachdem die Kriminalsoziologie seit langem die Aufhebung der rigiden Trennung zwischen der Welt der Konformen und der Welt der Abweichler einfordert, versucht dieser Themenband sich unter verschiedenen Herangehensweisen den Sinnstrukturen und Sinnzusammenhängen der Welt der Landstraße zu nähern. Gefragt wird nach der vielfältigen Verzahnung von Nichtsesshaften und ansässiger Bevölkerung, nach obrigkeitlichen Strategien und Gegenstrategien, die einen konstitutiven Bestandteil der Alltagspraxis der 'winzigen Leben' (Arlette Farge) bildeten. Im Zentrum des Interesses stehen bei allen Beiträgen dieses Bandes die Besonderheiten der Sozialformen, die Kommunikationszusammenhänge innerhalb der vagierenden Gesellschaft und nach 'außen', die Lebenschancen, Lebensstile und Lebensweisen.