Beschreibung
„Der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts“ hieß 2005 ein französischer Dokumentarfilm, der auf Deutsch bei 'arte' gezeigt wurde. Es ging um die Ausrottung der Armenier im Osmanischen Reich 1915/16, vor 100 Jahren. Dieser Völkermord führt bis heute zu großen Kontroversen, vor allem deshalb, weil die offizielle Türkei ihn leugnet. Seit 1965 haben sich etliche Gremien, Gerichte, internationale Organisationen, Parlamente und Regierungen damit befasst, immer mit dem Ergebnis, dass es sich eindeutig um einen Völkermord handelte. Vor allem wegen des Leugnens durch die Türkei wurden meistens auch formelle Beschlüsse gefasst, so von der UNO, der EU, dem Weltkirchenrat und rund hundert Parlamenten.
Dieser Streit wird auch in Deutschland ausgetragen. Hier haben viele Historiker zu Völkermorden publiziert, der Völkermord an den Armeniern gilt in der historischen Wissenschaft als Prototyp aller folgenden Völkermorde. Es gibt hier aber auch eine Szene aus türkischen Vereinen, die sich mit dem Thema schwer tut und immer wieder von der türkischen Botschaft dazu angehalten wird, die Fakten auch öffentlich zu leugnen. Noch schwerer tun sich aber Regierung und Parteien – denn zur Zeit des Völkermordes war Deutschland der wichtigste Verbündete der Türkei. Und wenn auch klar scheint, dass das damalige Deutsche Reich das Verbrechen selbst nicht unterstützte, so wäre die Berliner Regierung mit Sicherheit in der Lage gewesen, den Völkermord zu verhindern. Wahr ist: Man wusste über alle Einzelheiten Bescheid, hat aber keinen Versuch unternommen, das Verbrechen zu verhindern.
So ist es nachvollziehbar, wenn auch nicht akzeptabel, dass viele heute Verantwortliche gerne von einem bedauerlichen „Geschehen“ und schlimmen „Ereignissen“ sprechen, den historisch und juristisch einzig passenden Bezeichnung „Völkermord“ (Genozid) aber vermeiden möchten.
Diese Broschüre stellt das Geschehen und die Diskussion in Deutschland vor und befasst sich mit den wichtigsten Behauptungen der Völkermord-Leugner.