Beschreibung
Das Buch
Heinrich Schirmbeck wird vielfach mit Edgar Allan Poe und E.T.A. Hoffmann verglichen und gilt als klassischer Erzähler in der Tradition Kleists und Ludwig Tiecks.
Die Faszination und Spannung, die von Schirmbecks Erzählungen ausgehen, liegen in der erzählerischen Dramatik: der Leser wird durch immer neue Zufallsverkettungen, Überraschungseffekte und Verstrickungen des Geschehens in Atem gehalten. Hinzu kommt die raffinierte Psychologie und Logik, mit der Schirmbeck das Geschehen vorantreibt. Seine Figuren bewegen sich oft in Grenzbereichen: zwischen Bewußtsein und Unterbewußtsein, zwischen Traum und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart, Wissenschaft und Kunst. In einer fast halsbrecherischen Balance zwischen Realität und Phantastik stößt Schirmbecks Fabulierkunst immer wieder ins Unheimliche, ins „Spökenkiekerische“ vor – und doch spürt der Leser hinter allem Spukhaften und Abgründigen stets Schirmbecks feine Ironie.
Gleichgültig, ob es sich dabei um die verborgene Dämonie im Schicksal zweier Zwillingsschwestern, die merkwürdig symbolhaften Begleitumstände eines politischen Attentats oder die mysteriösen „Entsprechungen“ zwischen der Choreographie einer Tänzerin und der Dynamik eines pirouettierenden Elektrons handelt, immer wird das konkrete Geschehen so erzählt, daß das Zwielichtige und Rätselhafte plötzlich transparent werden und verborgene Zusammenhänge, das Hintergründig-Sinnhafte unvermutet greifbar werden.
„Was uns an diesen Erzählungen so eigentümlich fesselt, ist die feinnervige Psychologie, der subtile, reizbare Sinn für ungewöhnliche, aber doch dunkel erahnbare Zusammenhänge … Geschehnisse, wie sie jeder von uns erlebte oder doch erleben könnte, rollen vor uns ab, überschneiden sich, werden durchsichtig und verlieren sich im magischen Bereich, eine phantastisch-spukhafte Welt, in der doch alles zugleich real und glaubhaft zugeht. Man sieht sich in den Zaubergarten der menschlichen Seele versetzt, um den sonst nur die Tiefenpsychologie weiß“.
Autorenportrait
Der Autor
Heinrich Schirmbeck, 1915 in Recklinghausen geboren 2005 in Darmstadt gestorben, nach dem Abitur 1934 von den Nationalsozialisten verhaftet und zum Studium nicht zugelassen, war zuerst Buchhändler; ab 1939 Werbeleiter der „Frankfurter Zeitung“, bald darauf Mitarbeiter des Feuilletons, in dem seine ersten Erzählungen bis zum Verbot der Zeitung 1943 erschienen. Nach der Kriegsgefangenschaft arbeitete Schirmbeck als Redakteur und Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen und als wissenschaftlicher Rundfunkjournalist an verschiedenen Sendern und lebt heute als freier Schriftsteller in Darmstadt. Heinrich Schirmbeck ist Mitglied des PEN, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Er veröffentlichte mehrere Erzählbände, die Romane „Ärgert dich dein rechtes Auge“ (1957) und „Der junge Leutnant Nikolai“ (1958), eine biologisch-philosophische Anthropologie, sowie zahlreiche Essaybände und wissenschaftliche Abhandlungen. 1950 erhielt er den „Großen Literaturpreis“ der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und 1995 die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main.
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Rezension
„Was uns an diesen Erzählungen so eigentümlich fesselt, ist die feinnervige Psychologie, der subtile, reizbare Sinn für ungewöhnliche, aber doch dunkel erahnbare Zusammenhänge.“Horst Krüger„Ein Schriftsteller, der auf seinem Feld im deutschen Sprachraum heute keinen Konkurrenten hat.“Walter Jens„Möglichkeiten, Gefahren und Grenzen des menschlichen Suchens und Forschens werden in Schirmbecks Erzählungen auf verschiedenen Ebenen sichtbar … In diesen Erzählungen hat sich der beste europäische Erzählstil an neuen Themen bewährt. Für ihre Bewältigung hat sich Schirmbeck eine eigene, von strengen Rhythmen gelenkte Sprache geschaffen.“Neue Züricher Zeitung„Heinrich Schirmbeck ist bis heute der einzige deutsche Schriftsteller geblieben, der versucht hat, die Veränderung der Welt und der Menschen durch die wissenschaftlich-technische Veränderung der letzten Jahrzehnte in seinen Erzählungen und Romanen zu erfassen. Er ist ein literarischer Pionier.“Robert Jungk