Beschreibung
Mit der vorliegenden Dissertation wird - anknüpfend an Ergebnisse der internationalen Phraseologieforschung - eine erste theoretisch begründete und praxisorientierte Beschreibung des phraseologischen Inventars der portugiesischen Sprache der Gegenwart vorgelegt. An die Erörterung der Kriterien, die einen Phraseologismus konstituieren, wie z.B. komplexe Struktur, relative syntaktische und semantische Stabilität, Idiomatizität als potentielle Eigenschaft des Phraseologismus und als obligatorisches Merkmal des Phraseolexems, Reproduzierbarkeit und Lexikalisierung, schließt sich die Erfassung der wichtigsten Struktur- und Bildungsmuster portugiesischer Phraseolexeme an. Dabei werden die exzerpierten Wörterbucheintragungen durch aus aktuellen Pressetexten und belletristischen Texten gewonnene Belege ergänzt, um die Realisierung der textbildenden Potenzen der Phraseolexeme in Abhängigkeit von der Textsorte zu beschreiben.
Von der Beobachtung ausgehend, dass Phraseologismen in der Rede oft abgewandelt werden, systematisiert die Autorin erstmals umfassend die Möglichkeiten der Bildung phraseologischer Varianten innerhalb des europäischen Portugiesisch in Abgrenzung von (strukturellen) Synonymen, Antonymen und Konversiven von Phraseolexemen. Hierbei werden Modifikationen und okkasionelle Bildungen als textgebundene Realisierungen portugiesischer Phraseolexeme analysiert. Abschließend prüft die Verfasserin, ob die auf lexikalischem und morphosyntaktischem Gebiet nachgewiesenen Eigenentwicklungen im brasilianischen Portugiesisch und im Portugiesischen Mosambiks auch in der Phraseologie ihren Niederschlag finden, und unternimmt einen ersten Schritt in Richtung auf einen Vergleich der Phraseologie verschiedener sprachlicher Varietäten.
In der gesamten Arbeit bleibt stets die praktische Anwendung der Phraseologieforschung auf die Portugiesischausbildung im Blickfeld, denn eine gelungene Kommunikation in der Fremdsprache setzt immer auch vertiefte Kenntnisse der Phraseologie der jeweiligen Sprache voraus.