Beschreibung
Diese Arbeit wendet konversationsanalytische Methoden auf Kommunikationssituationen an, in denen die Gesprächspartner über eine ungleiche Sprachkompetenz verfügen. Der untersuchte Gesprächstypus, das sogenannte exolinguale Gespräch, baut auf denselben Mitteln und Strategien auf, die auch im normalen Alltagsgespräch vorkommen; darüber hinaus bringt er jedoch andere kommunikative Strukturen hervor, die mit dem sprachlichen Handikap einiger Gesprächsteilnehmer verbunden sind. Die Analyse erhellt die komplexen Mechanismen der informellen Konversation und hebt die Merkmale des exolingualen Sprachverhaltens hervor.
Das zugrundegelegte mündliche Textkorpus umfaßt Äußerungen von Französinnen und Südamerikanerinnen. Das Gespräch wurde auf Französisch geführt. Die Beobachtungen betreffen sowohl die pragmatischen Bedingungen der Äußerungen, wie z.B. kommunikative Mittel, um das Wort zu ergreifen oder die Sprecherrolle zu behalten, als auch den Inhalt, der unter semantischen und stilistischen Gesichtspunkten analysiert wird. Besonderes Augenmerk richtet sich auf die sprachlichen Leistungen der Hispanophonen. Es zeigt sich, dass die Mühe, die sie sich geben, um ihre Rolle als Gesprächspartner zu erfüllen, nicht nur ihre eigenen Interaktionsstrategien beeinflusst, sondern sich auch auf die der Frankophonen auswirkt. Der sprachliche Nachteil wird zum autonomen Kommunikationselement, das bei metakommunikativen und argumentativen Äußerungen besonders deutlich hervortritt. Die Untersuchung verknüpft auf diese Weise zwei Arbeitsgebiete linguistischer Forschung, den Fremdsprachenerwerb in der zielsprachlichen Umgebung und die gesprochene Alltagssprache.