Beschreibung
»Hier aber hätte man sich abwenden müssen, und dafür war ich, wie ich gestehe, dann doch zu neugierig.« Roland von Hentig schaut hin, wenn die Samburu-Männer das Blut einer geschächteten Ziege noch aus dem Hautsack trinken; oder wenn der volltrunkene Trompeter der Fremdenlegionäre von Mayotte die Gedenkfeier für ein längst vergangenes Menschengemetzel mit Misstönen stört. Reiseerzählungen aus mehr als einem halben Jahrhundert, mit dem Blick eines Biologen, der im intakten Regenwald der 50er-Jahre noch im Langhaus von Kopfjägern übernachtet hat. Und der die Rotalgen und Röhrenaale im Riff von Grande Comore filmt, als die ökologischen Schäden unübersehbar werden. Hentig reist mit Wissenschaftlern, als Dokumentarfilmer, mit seinen Studenten und oft mit seiner Frau Ophra. Manchmal hat eine Reise politischen Hintersinn: »Es ist schwer, nein zu sagen, wenn man von einer freundlichen kurdischen Studentin gebeten wird, in ihre Heimat zu reisen, um dort durch bloße Anwesenheit als Ausländer die Menschen vor Übergriffen der Sicherheitskräfte zu schützen.« Er schreibt das bunt Erlebte auf mit dem Humor eines Mannes, der sich auf seine körperliche Kühnheit verlassen kann, der sich auf Begegnungen mit der Family of Man freut und den das Hier und Jetzt mit Neugier hält, noch wo es gefährlich oder enttäuschend wird.
Autorenportrait
Roland von Hentig: Geboren 1932 in San Francisco, wo sein Vater Werner Otto von Hentig deutscher Generalkonsul war, verbrachte er Kinderjahre in Bogotá und ging bis 1945 in Berlin zur Schule. Von 1947 bis 1966 lebte er in den USA, wo er Biologie studierte und unterrichtete - wenn er nicht auf insektenkundlichen Expeditionen auf Borneo oder auch im Dienst der US-Navy im Pazifik fuhr. Ab 1966 in Hamburg, schloss Roland von Hentig seine Promotion ab - ein Spezialist für Termiten, der aber zur Meeresbiologie gewechselt hatte. Im Auftrag des NDR erstellte er zahlreiche Dokumentarfilme, vor allem über die Ökologie der Nordsee und der Korallenriffe im Indischen Ozean. Nach Jahren als Wissenschaftsredakteur unterrichtete er bis 1997 Biologie am Oberstufen-Kolleg der Universität Bielefeld und bis 2010 'Tropical Marine Biology' für die University of Long Island (NY) in unterschiedlichen Gegenden des Pazifik.
