Beschreibung
Wo die Grenzen des Sagbaren erreicht, das gesicherte Vokabular versagt: da setzen die Gedichte von Christian Lehnert an. Als 'Nachfahre der Mystik' wird er von der Kritik gesehen, 'mythen-monoman, von theologischen und mystischen Motiven umgetrieben'. In seinem neuen Band Finisterre, fünf Zyklen vom äußersten Rand des Kontinents und des Menschseins, entwirft Lehnert, indem er Reales mit Imaginärem souverän verknüpft, die Auflösung des Ich in visionären Vorzeit-Bildern. Passio, die Leidensgeschichte des Gekreuzigten - in erschütternder Innigkeit nachvollzogen -, kippt in ein Bild der erneuten Schöpfung: 'Das ist mein Leib; / er ragt wie ein Vulkan aus dem Urmeer, wächst / wie die Hinterbeine der Kaulquappen, / wie ein Embryo'. Lehnerts Innenwelt-Bilderfluten entwickeln einen Sog in die Tiefe, der in der Interpretation durch den Autor auf der beigefügten CD auch akustisch zu vernehmen ist.
Autorenportrait
AUTOR: Christian Lehnert, geboren 1969 in Dresden, studierte Religionswissenschaften, Orientalistik und Theologie. Lebt in Burkhardswalde im Müglitztal. 1995 Förderpreis zum Leonce-und-Lena-Preis, 1998 Dresdner Preis für Lyrik. Bisherige Buchveröffentlichungen: Der gefesselte Sänger (1997), Der Augen Aufgang (2000). Hermann Lenz schrieb einst in einem ironisch verschleierten 'Nachruf zu Lebzeiten' aus dem Jahr 2009: 'Mitleidig und bedauernd schauen die heutigen Dichter (denn jetzt gibt's wieder Dichter) zurück aufs zwanzigste Jahrhundert, in dem Lenz leben musste.' - Christian Lehnert, so viel ist gewiss, ist einer der ersten Dichter des neuen Jahrhunderts.