Beschreibung
Mit dem 1985 einsetzenden Erscheinen der Mikrogramme hat die Walser-Forschung entscheidende neue Impulse erfahren mit einer Ausnahme: Der politische Aspekt in Leben und Schreiben Robert Walsers blieb ausgeblendet. Auch in der neuesten Germanistik erscheint der Dichter weiterhin als der schlechthin Unpolitische.
Dieses Rezeptionsdefizit provoziert den Basler Germanisten Peter Rippmann zu einer überraschend reichen Bestandsaufnahme politisch relevanter Walser-Texte und -Aussagen, die der Verfasser in eingehenden Analysen zu einander in Beziehung setzt. Robert Walser tritt dem Leser in unerwarteter Perspektive entgegen: als ein mit der politischen Gegenwart kritisch vertrauter Zeitgenosse. Seiner Zeit fühlt er, oft in ironischer Verfremdung, auf den Zahn und zwar als ein Betroffener, der, von keinerlei Berührungsängsten behindert, in Tabu-Zonen der political correctness einzubrechen wagt.
Was die germanistische Forschung schon lange wahrgenommen hat, nämlich die politische Dimension im Werk der meisten großen Schweizer Schriftsteller der letzten zwei Jahrhunderte von Gotthelf über Keller zu Frisch und Dürrenmatt, das kann nun dank Rippmanns Spurensuche auch für Robert Walser gelten.
Inhalt
Vorwort: „Alles ist politisch“
Robert Walsers Klassenkampf
Die Romane: Träger politischer Notate
Rathenaus Ermordung
Faszination des Verbrechens
Wilhelm Tell – ein Revolutonär wie Lenin oder Trotzki?
Christus, Lenin und der Bolschewismus
„Der Krieg ist eine Mißgeburt“
Zaudernder unter Utopieverdacht
Bibliographische Nachweise