Beschreibung
Das Buch rekonstruiert erstmals Genese und Veränderungen des diagnostischen Begriffs 'Hysterie'. Die Karriere dieser Kategorie beginnt weit früher als bisher angenommen - im 18. und nicht erst im 19. Jahrhundert - und wurde auch schon früh in einen medizinischen Kontext gestellt. Die mit dem religiösen Erleben einhergehenden Konvulsionen sind nur selten Gegenstand von Schriften zur hysterischen Pathologie. Anfangs wurde die Hysterie auch noch nicht als typisch weibliches Leiden aufgefasst, sondern wurde vielmehr mit der Aristokratie assoziiert. Erst mit der Französischen Revolution beginnen die Ärzte, die Hysterie als eine Krankheit darzustellen, von der, vor allem, Frauen aller Gesellschaftsklassen betroffen sind. Arnaud schafft ein tieferes Verständnis für die wachsende gesellschaftliche Rolle der Medizin am Ende des 18. Jahrhunderts. An umfangreichem Quellenmaterial verfolgt sie weniger die Geschichte der Institutionen und des 'ärztlichen Blicks' als die narrative Verfahren und Schreibstrategien, die das Krankheitsbild erschaffen. So trägt diese Studie dazu bei, Wissenschaftsgeschichte als eine Geschichte von Wissen in seiner Entstehung zu begreifen. Das Buch hat mehrere Preise gewonnen und ist in mehrere Sprachen übersetzt worden. Es bietet ein reichhaltiges Quellenmaterial, das, zum Teil erstmals in deutscher Sprache zugänglich, für weitere Forschungen herangezogen werden kann.
Autorenportrait
Sabine Arnaud ist Programmdirektorin am CNRS - Centre Alexandre Koyré Histoire des Sciences et des Techniques.