Beschreibung
Bergen-Belsen war zwischen 1940 und 1950 ein Ort der Verfolgung und des Massensterbens, des Überlebens und des Neuanfangs. Die in diesem Band versammelten Forschungsarbeiten beleuchten in Fallstudien die Funktionsveränderungen des Lagerortes. Es war das einzige der KZ-Hauptlager im Reichsgebiet, in dem Juden für lange Zeit die größte Häftlingsgruppe bildeten. In der Schlussphase des NS-Regimes wurde Bergen-Belsen zu einem Auffang- und Sterbelager. Nach der Befreiung entwickelte sich aus dem in unmittelbarer Nähe entstandenen Camp für polnische und jüdische Displaced Persons das größte jüdische DP-Camp im Nachkriegsdeutschland. Bereits unmittelbar nach dem Krieg begann die Verwandlung des Lagergeländes in einen Erinnerungsort. Das Spektrum der Beiträge reicht von Darstellungen einzelner Häftlingsgruppen und Lagerteile des Konzentrationslagers über Gruppenbildungen und religiös-kulturelle Konstellationen im DP-Camp Bergen-Belsen bis hin zur Strafverfolgung und den Anfängen der Erinnerungskultur. Aus dem Inhalt: Stephanie Billib: Das Ungarnlager im Konzentrationslager Bergen-Belsen Dezember 1944 bis April 1945 Thomas Rahe: Die 'Kasztner-Gruppe' im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Soziale Struktur, Lebensbedingungen und Verhaltensformen Diana Gring: Zwischen 'Familie im Lager' und 'Lagerfamilie'. Kinder und ihre familiären Beziehungen in Videointerviews mit Child Survivors des Konzentrationslagers Bergen-Belsen Juliane Hummel: Zur Baugeschichte des Lagers Bergen-Belsen Thomas Kubetzky: Fahrten ins Ungewisse. Räumungstransporte aus Bergen-Belsen Rainer Schulze: Immediate Images. British Narratives of the Liberation of Bergen-Belsen, spring/summer 1945 John Cramer: Der erste Bergen-Belsen-Prozess in Lüneburg 1945 Karl Liedke/Christian Römmer: Das polnische DP-Camp Bergen-Belsen Katja Seybold: Das jüdische DP-Camp Bergen-Belsen. Gruppenbildung innerhalb einer Schicksalsgemeinschaft Henri Lustiger-Thaler: Ultra Orthodox Memory in the Bergen-Belsen Displaced Persons Camp Thomas Rahe: Kultur im jüdischen DP-Camp Bergen-Belsen. Bedingungen und Strukturen Janine Doerry: Die Amicale de Bergen-Belsen in Frankreich. Ein Überlebendenverband im Spiegel seines Bulletins 1945-1947 Martina Staats: Die Anfänge der Gedenkstätte Bergen-Belsen 1945-1946
Autorenportrait
Die Herausgeber: Habbo Knoch, geb. 1969, Geschäftsführer der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und Privatdozent an der Universität Göttingen. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Erinnerungskultur, Geschichte der NS-Verfolgung und Zeitgeschichte der Bundesrepublik sowie zur Sozial- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Zuletzt (als Mitherausgeber) Gewalt und Gesellschaft. Klassiker modernen Denkens neu gelesen (2011). Thomas Rahe, geb. 1957, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Zahlreiche Veröffentlichungen zur jüdischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung, u.a.: 'Höre Israel'. Jüdische Religiosität in nationalsozialistischen Konzentrationslagern, Göttingen 1999; Das Konzentrationslager Bergen-Belsen in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hg.), Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd. 7, München 2008.