Beschreibung
Frankreichs bekanntester Zeithistoriker über den schwierigen Umgang mit den Jahren unter deutscher Besatzung. Das Regime von Vichy, entstanden 1940 nach dem deutschen Sieg über Frankreich, galt lange als ein illegitimer Staat, der aus der Geschichte der 'Grande Nation' ausgeklammert werden könne. Erst in den siebziger Jahren setzte eine kritische Forschung ein, die den Mythos der kollektiven Résistance in Frage stellte und die vielen Facetten der Kollaboration zu thematisieren begann. Henry Rousso hat wie kein Zweiter zur Etablierung der Zeitgeschichte in Frankreich beigetragen. In diesem Band reflektiert er das schwierige Verhältnis der Franzosen zu Vichy und blickt zurück auf seinen eigenen Weg als Wissenschaftler im Spannungsfeld von Geschichte, Erinnerung und Rechtsprechung. Zugleich diskutiert er die sich wandelnde Rolle der Geschichtswissenschaft in der Gesellschaft - und warnt davor, die Ergebnisse der Forschung politisch zu instrumentalisieren.
Autorenportrait
Der Autor Henry Rousso, geb. 1954, forscht am Centre national de la recherche scientifique. Als Professor lehrt er an der Universität Paris-Ouest-Nanterre 'La Défense' sowie an der Elitehochschule 'Sciences Po'. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen liegt auf Deutsch vor: Vichy. Frankreich unter deutscher Besatzung 1940-1944 (2009).