Beschreibung
Vielleicht wäre es zu diesem Zeitpunkt noch möglich gewesen, umzukehren, den Bus durch die mittlere, offen stehende Türe zu verlassen.
So sass er nun dem Mädchen gegenüber – und auch ein anderer Mann, drahtig, gross, mit schwarzen Haaren, schien sie zu beobachten. Ihr Gesicht erinnerte ihn an eine Madonnendarstellung. Nein, viel eher an die lächelnde Marie Trintignant in den Armen ihres Mörders. Die Schauspielerin, jüngst Opfer eines banalen Eifersuchtsdramas, war für ihn eine Göttin und er ihr Jünger. Obwohl er nichts von Seelenwanderung hielt, erschien es ihm, als ob Marie in diesem Mädchen weiterleben könnte.
Als während eines Unwetters das Mädchen spurlos verschwindet, beginnt er, sie zu suchen – in Mergoscia, in das die Ausgewanderten erst als Tote zurückkehren.
Autorenportrait
Enrico Danieli, Jahrgang 1952, lebt nach Aufgabe des Arztberufes (2005) als freier Schriftsteller im Tessin.
Rezension
Danieli ergründet in seinen Werken auf eigentümlich Weise menschliche Abgründe, verbindet diese mit Begebenheiten aus seiner Wahlheimat und schliesst eine Brücke zwischen Wahrheit und Einbildung.