Beschreibung
Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) war einer der längsten und blutigsten Kriege der Weltgeschichte. Diese neue Einführung arbeitet die zentralen politischen Weichenstellungen und die militärischen Schlüsselereignisse übersichtlich heraus. Sie fragt insbesondere nach den Ursachen des Krieges, diskutiert die Frage nach der Schuld und zeichnet den langen Weg zum Frieden nach. Auch die Frage, wie es den damaligen Menschen gelang, den Zeitumständen Sinn abzutrotzen und ihren mentalen Haushalt im Lot zu halten, wird thematisiert. Kurze prägnante Überblicksdarstellungen zu den wichtigen militärischen Ereignissen wechseln sich mit anschaulichen Vertiefungen ab, die über die damalige Kriegsführung, die Rolle der Söldnerheere und die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung informieren.
Autorenportrait
Prof. Dr. Axel Gotthard lehrt Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Inhalt
Vorwort 11
1 Der lange Weg in den Krieg 13
1.1 Seit 1555 – der Reichsverband überwölbt zwei Konfessionen 13
1.2 Seit 1580 – die konfessionelle Polarisierung des Reichsverbands 16
1.2.1 Die interkonfessionellen Beziehungen verschlechtern sich wieder 16
1.2.2 Ein Versuch, den mentalen Haushalt des Konfessionellen Zeitalters sinnfällig zu machen 17
1.2.3 Der Interpretationskrieg um den Religionsfrieden 22
1.2.4 Das politische Grundvertrauen schwindet dahin 28
1.3 Seit 1608 – die Vorkriegszeit 30
1.3.1 Krisenjahr 1608 30
1.3.2 Die Blockade des politischen Systems 33
1.3.3 Evangelische Union und katholische Liga 36
1.3.4 Letztlich vergebliche Versuche, die Sprachlosigkeit zu überwinden 43
1.3.5 Kriegsgefahr hier und dort 46
1.4 Schon einmal vorab: etwas Kriegsursachenforschung 53
1.4.1 Warum die Ursachenforschung am Zustand des Reichsverbandes ansetzen muss 53
1.4.2 Kann die moderne Politik aus dem damaligen Desaster lernen? 55
1.5 Die böhmischen Anlässe des Dreißigjährigen Krieges 59
1.5.1 Rückblicke: lange Tradition konfessioneller Heterogenität und ständischer Aufmüpfigkeit 59
1.5.2 Der „Bruderzwist“ im Hause Habsburg 63
1.5.3 Streit um den Majestätsbrief 66
2 Ereignisabfolge 1: der große deutsche Konfessionskrieg (1618 – 1630) 73
2.1 Auftakt zum Böhmisch-Pfälzischen Krieg: der „Fenstersturz“ 73
2.1.1 Der Udenheimer Mauersturz, oder: Was zeitgenössische Akteure und was Historiker für wichtig halten 73
2.1.2 Der Prager Fenstersturz 74
2.2 Warum weitet sich eine regionale Krise zum mitteleuropäischen Krieg aus? 78
2.2.1 Sommer 1618 bis Frühjahr 1619: Beide Seiten müssen ihren Kurs finden 78
2.2.2 Sommer 1619 – Weichenstellungen hin zum großen Krieg 81
2.2.3 Verbündete für Kaiser Ferdinand 83
2.2.4 Verbündete für Friedrich von der Pfalz? 88
2.3 Die Schlacht am Weißen Berg und ihre Folgen 96
2.3.1 Entscheidung vor Prag 96
2.3.2 Die Folgen in Böhmen 103
2.3.3 Die Folgen im Reich 106
2.4 Warum geht der Krieg weiter? 112
2.5 Der Niedersächsisch-Dänische Krieg –Konstellationen zu Kriegsbeginn 117
2.5.1 Norddeutschland rückt ins Blickfeld 117
2.5.2 Doch noch Verbündete für Friedrich von der Pfalz? 118
2.5.3 Christian IV. von Dänemark: der Mann, sein Land, seine Kriegsziele 121
2.6 Der Niedersächsisch-Dänische Krieg – zum Kriegsverlauf 126
2.7 Warum geht der Krieg weiter? 131
2.7.1 Wieder maßlose Sieger 1: politisch motivierte Urteile, Konfiskationen 131
2.7.2 Wieder maßlose Sieger 2: das Restitutionsedikt 133
2.7.3 Europäische Konstellationen ändern sich 139
2.7.4 Deutsche Warnzeichen für die siegreiche Seite 145
2.7.5 Regensburg 1630: ein Kampf um die Reichsverfassung 148
3 Wie hat man im Dreißigjährigen Krieg gelebt, gekämpft und gelitten? 155
3.1 Warum beherrscht der Söldner das Feld? 155
3.1.1 Der Ausgangspunkt: die Ritterheere des Mittelalters 155
3.1.2 Niedergang des Rittertums, Aufstieg der Infanterie 158
3.1.3 Wie bringt man massenhaft Infanterie auf? 163
3.1.4 Sozioökonomische Voraussetzungen des Söldnerwesens 165
3.2 Welche politischen und militärischen Implikationen haben Söldnerheere? 166
3.2.1 Wachsender Geldbedarf als Motor des Ausbaus
vormoderner Staatlichkeit 166
3.2.2 Die dem Söldnertum entsprechende Art der Kriegführung 167
3.3 Die Lebensweise des Söldners (sowie der Seinen) 169
3.3.1 Wer wird warum Söldner? 169
3.3.2 Das Regiment und seine Binnengliederung 171
3.3.3 Der Tross 173
3.3.4 Eine riskante Lebensform: „gartende Knechte“, „Marodeure“ und „ungeschützte Frauen“ 175
3.4 Das Allernötigste aus dem Arsenal der „Militaria“ 177
3.5 Lasten für die Zivilbevölkerung 181
3.5.1 Der Kriegsalltag: Quartiere, Kontributionen 181
3.5.2 Fast alltäglich: Plündern, Brandschatzen 182
3.5.3 „Magdeburgisieren“ 184
3.6 Höhepunkt oder Perversion des kommerziellen Söldnertums? Wallenstein als Kriegsunternehmer 187
3.6.1 Ein Krisen- und Kriegsgewinnler 187
3.6.2 Der Krieg ernährt den Krieg 191
3.6.3 Wallensteins Kriegswirtschaftssystem 196
3.6.4 Und die „Lehren der Geschichte“? 197
3.7 Wie schlimm war der Dreißigjährige Krieg? 201
3.7.1 Die ökonomischen und klimatischen Rahmenbedingungen 201
3.7.2 „Alles gar nicht so schlimm“? Der Forschungsmythos 203
3.7.3 Das Quellenproblem 205
3.7.4 Zeitgenössische Versuche, das unbeschreibliche Leid in Worte zu fassen 206
3.7.5 Zeitgenössische Verlusterfahrungen und Bewältigungsstrategien 208
4 Ereignisabfolge 2: Mitteleuropa wird zur Bühne von Großmachtrivalitäten (1630 – 1648) 215
4.1 Gustav Adolf und der Schwedische Krieg 215
4.1.1 Kleine Anfänge, große Wirkungen 215
4.1.2 Zur Massenresonanz; Flugschriften, Flugblätter 223
4.1.3 Noch einmal, jetzt exemplarisch für Mittelfranken: Wie schlimm war dieser Krieg? 226
4.1.4 Die Schlacht bei Lützen 229
4.1.5 Gustav Adolf: der Mann, sein Land, seine Kriegsziele 230
4.2 Der Schwedische Krieg nach Gustav Adolfs Tod 237
4.2.1 Axel Oxenstierna 237
4.2.2 Wallensteins Ende 241
4.2.3 Die evangelische Seite verliert auch die dritte Kriegsphase 246
4.3 Warum geht der Krieg weiter? 248
4.3.1 Der Prager „Frieden“ – was drinsteht 248
4.3.2 Warum der Prager Vertrag keinen Frieden bringt 255
4.4 Der Französisch-Schwedische Krieg – Konstellationen zu Kriegsbeginn 258
4.4.1 Das darstellerische Problem: „Verwerfungen“ 258
4.4.2 Was wir über Richelieu und über Frankreich wissen müssen 260
4.4.3 Frankreich erklärt Spanien den Krieg 267
4.4.4 Das Reich wird in den Französisch-Spanischen Krieg hineingerissen 269
4.5 Der Französisch-Schwedische Krieg – zum Kriegsverlauf 274
4.5.1 1635 – 1638: erfolgloses Frankreich, frustrierte Schwedische 274
4.5.2 Wachsender Kriegsüberdruss allenthalben 276
4.5.3 Das Ende des Spanischen Zeitalters 279
4.5.4 Stationen des Niedergangs auch der österreichischen Habsburger 281
5 Der lange Weg zum Frieden 291
5.1 Rückblicke 1: Worum wurde da dreißig Jahre lang gekämpft? 291
5.1.1 Deutungsangebote der Zeitgenossen und der Forschungsgeschichte 291
5.1.2 Der Konfessionskrieg 296
5.1.3 Das Ringen um die Reichsverfassung 298
5.1.4 Ein Indikator: die Bündniskonstellationen 303
5.2 Rückblicke 2: Warum musste dieser Krieg dreißig Jahre lang währen? 305
5.3 Die Vorgeschichte der westfälischen Kongresse 310
5.3.1 Zu den Wurzeln 310
5.3.2 Die Idee der „pax universalis“ 313
5.3.3 Der Admissionsstreit 315
5.4 Was wir über die westfälischen Kongresse wissen müssen 320
5.4.1 Das „Wer?“, das „Wie?“, was steht im Lastenheft? 320
5.4.2 Zum Verlauf: einige Schlüsseldaten 325
5.5 Was wir über die westfälischen Friedensschlüsse wissen müssen 327
5.5.1 „Beyond Westphalia“? Der Mythos 1648 327
5.5.2 Die Kompetenzverteilung im Reichsverband wird wieder einmal austariert 333
5.5.3 Der Zweite Religionsfrieden 342
5.5.4 Was noch für Mitteleuropa von Bedeutung war 351
5.6 Das Ende des Achtzigjährigen Krieges 354
5.7 Nachspiel in Nürnberg 360
Karten 363
Zeittafel 367
Kommentiertes Quellen- und Literaturverzeichnis 369
Die wichtigsten Quellensammlungen zur „großen Politik“ 369
Mentalitätsgeschichtlich besonders aufschlussreiche Editionen 369
Besonders lesenswerte Gesamtdarstellungen 370
Besonders wichtige Aufsatzsammlungen 371
Militaria im engeren Sinne 371
Mentalitäts- und ideengeschichtliche Zugriffe 371
Einzelnachweise 372
Abbildungsnachweis 377
Personenregister 379
Orts- und Sachregister 383