Beschreibung
Jede schwere körperliche Krankheit ist für den betroffenen Elternteil und die übrigen Familienmitglieder, besonders für Kinder und Jugendliche, mit einer erheblichen Belastung verbunden. Der psychosozialen Situation von Familien und Kindern mit einem somatisch erkrankten Elternteil wurde bisher wenig Beachtung geschenkt. Das komplexe wechselnde Krankheitsbild der Multiplen Sklerose und die Ungewissheit ihres Verlaufs sowie die möglichen erblichen Risiken und die unsichere Prognose einer bis heute noch nicht heilbaren Krankheit stellen für Eltern und Kinder eine ganz spezielle Herausforderung dar. Die schwere Erkrankung eines Elternteils beeinflusst in vielfacher Art und Weise die Beziehung zwischen Eltern und Kind und kann die psychische Entwicklung eines Kindes gefährden. Solche Kinder werden vorzeitig und in viel intensiverem Ausmaß als gewöhnlich zur Auseinandersetzung mit Krankheit, Trennung und Verlust genötigt. Auf der Basis einer Studie, die 52 Familien mit 87 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einschloss, werden die innere Erlebniswelt und die Bedeutung der Krankheit bei Kindern und Eltern beschrieben und in einem psychodynamischen Rahmen diskutiert. Die hohen Anforderungen der kontinuierlichen Auseinandersetzung, Bewältigung und Anpassung, die die Krankheit an Betroffene, Familien und Kinder stellt, werden aufgezeigt. Mit Hilfe eines neuen Evaluierungsverfahrens stellt die Autorin die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Krankheitsverarbeitung sowie den Einfluss der Krankheitsverarbeitung von kranken und gesunden Eltern auf den Umgang ihrer Kinder mit dieser Erkrankung dar. Eine angemessene Betreuung von betroffenen Familien wie auch die Erfassung ihrer spezifischen Bedürfnisse und der Gefährdung der Familie sowie der Kinder in den verschiedenen Altersstufen sind von zentraler Bedeutung. Das Buch ist eine Hilfe für Betroffene und Angehörige, ebenso für ihre Ärzte, für Neurologen, Psychiater, Kinder- und Jugendpsychiater, Psychologen, Psychotherapeuten, Pflegepersonal, Sozialarbeiter, Sozialpädagogen und Lehrer.