Beschreibung
Giordano Bruno (1548-1600) zählt zu den herausragenden Figuren der europäischen Philosophiegeschichte. In Auseinandersetzung mit der Tradition, mit ausgeprägt literarischer Begabung und erotisch aufgeladenem Sprachwitz versucht er, Hierarchien außer Kraft zu setzen und Machthabern die Stirn zu bieten. Brunos visionäres Denken kreist um bisher Ungedachtes oder nur als denkmöglich Behauptetes: die faktische Unendlichkeit der Welt und die unendliche Transformierbarkeit der Materie als Struktur der Realität. Auf der Flucht vor der Inquisition zog Bruno durch halb Europa, führte das Leben eines kosmopolitischen Wanderers zwischen Welten, Milieus und Konfessionen und provozierte an jeder Wirkungsstätte aufs Neue die ansässige Professorenschaft durch anti-aristotelische Vorträge. Über dreißig in lateinischer und italienischer Sprache verfasste Schriften spiegeln die geographische Ausdehnung seines philosophischen Fluchtweges. 1592 wurde er in Venedig denunziert und 1600 in Rom öffentlich hingerichtet. Die italienisch-deutsche Bruno-Werkeausgabe umfasst in chronologischer Reihenfolge alle sieben, der Naturphilosophie und Erkenntnislehre, der Ethik, Religion und Politik gewidmeten Schriften, die Bruno in kurzer Folge zwischen 1582 und 1585 publiziert hat. Jeder Band enthält eine ausführliche Einleitung, in der über Werk, Werkgenese und die Wirkungsgeschichte informiert wird, sowie einen umfangreichen Kommentar, eine Bibliographie, Namen- und Sachregister und ein Glossar.
Autorenportrait
Giordano Bruno wird 1548 in Nola geboren. Er studiert ab 1562 in Neapel humanistische Wissenschaften und tritt drei Jahre später in den Dominikanerorden ein. 1575 beendet er sein Theologiestudium und zieht zum erstenmal den Verdacht der Ketzerei auf sich. Es folgen ruhelose Wanderjahre durch halb Europa, während derer Bruno an jeder neuen Wirkstätte schnell durch antiaristotelische Vorträge die ansässige Professorenschaft provoziert. Zurückgekehrt nach Venedig wird er 1592 denunziert und der Inquisition übergeben. Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einen erscheint 1584. Bruno vertritt die Meinung, daß im Universum alles beseelt sei und deshalb im Sinne der antiken Lehre des Pantheismus eine Identität von Gott und Natur angenommen werden kann. Damit kann absolutes Wissen nicht durch theologische, sondern muß vielmehr durch naturwissenschaftliche Erkenntnis erlangt werden. Brunos zentrale Auseinandersetzung mit Aristoteles findet sich in Vom Unendlichen, dem Universum und den Welten, in dem das Problem der Vielheit der Welten behandelt wird. Den Vertretern der scholastischen Methode wirft Bruno vor, in einem verschulten Aristotelismus nur Abstraktionen gelten zu lassen, dadurch aber die Pluralität der Welt nicht zu erkennen. Neben philosophischen Texten verfaßt Bruno bedeutende Lehrgedichte wie Über die Monas (1591), die ihn als auch als Literaten zeigen. Brunos Werk hat die unterschiedlichsten Interpretationen erfahren; unbestritten ist sein Einfluß auf Denker wie Spinoza und Hegel. Leibniz übernimmt von ihm den Begriff der Monade. Giordano Bruno stirbt nach 8 jähriger Kerkerhaft 1600 auf dem Scheiterhaufen in Rom.