Beschreibung
Clarice Lispector (1920-1977) gilt als die größte brasilianische Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts. Ihre Schriften sind dichte, rätselhafte, philosophisch aufgeladene Offenbarungen. Peter Trawny liest in diesem Grenzen überschreitenden Essay Lispector im Kontext der Mystik des Dionysios Areopagita und Meister Eckharts: Diese Mystik hebt eine bestehende Differenz zwischen Leser und Gelesenem auf, indem sie die 'innere Erfahrung' (im Sinne Batailles) seiner Bedeutungen betont. Damit konzentriert sie sich auf ein Phänomen, das in der Philosophie für gewöhnlich auf die verstandesmäßige Erfassung von Argumenten reduziert wird. Das Zentrum der Mystik bildet aber nicht die Erkenntnis, sondern die Erfahrung. Und so schreibt Trawny in diesem intimen Textgewebe von einer eigenen Erfahrung, die es ihm erlaubt, Lispectors Texte nicht nur als Ausnahme-Kunstwerke, sondern als die Spur der Namenlosigkeit des Lebens selbst zu verstehen.
Autorenportrait
Peter Trawny, 1964 in Gelsenkirchen geboren, ist Philosoph und lehrte an den Universitäten Wuppertal, Wien und Shanghai. Er ist Mitherausgeber der Martin Heidegger-Gesamtausgabe und Autor zahlreicher Bücher.