Beschreibung
Christian Hißnauer und Bernd Schmidt spannen einen Bogen über sechs Jahrzehnte deutscher Fernsehgeschichte. Sie zeigen, dass der Norddeutsche Rundfunk durchweg einen prägenden Einfluss hatte. Die dokumentarischen Arbeiten des Senders Setzten richtungsweisende Wegmarken. Bislang werden die Produktionen unter dem unzulässig pauschalisierenden Singular 'Die Hamburger Schule' zusammengefasst. Hißnauer und Schmidt differenzieren zwischen drei Hamburger Generationen, die Stil und Form des deutschen Fernsehdokumentarismus auf sehr unterschiedliche Weise maßgeblich beeinflussten. Dabei arbeiten sie auch unbekannte Kapitel des deutschen Fernsehens auf und stellen die großen Verdienste bislang vernachlässigter Autoren heraus. Sie korrigieren zudem einschlägige Sichtweisen auf Schlüsselfiguren des deutschen Fernsehdokumentarismus - und entzaubern fernsehgeschichtliche Mythen. Der Band Setzt bei den Produktionen der 1950er-Jahre an, die Dokumente einer imperialistischen Weltsicht und des Kalten Krieges sind. Ein wesentlicher Akzent liegt auf der dokumentarischen AuseinanderSetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus; ein weiterer auf den neuen Themen, die aus der Aufbruchsstimmung der 1960er-Jahre resultierten. Breiten Raum nehmen die Ursprünge und die Entwicklung von direct cinema, Interviewdokumentarismus und der Form des DokuDrama ein. Berücksichtigung finden auch eher entlegene hybride Formen wie das faktographische Fernsehspiel. Im Mittelpunkt stehen Autoren wie Peter von Zahn, Peter Schier-Gribowsky, Egon Monk, Klaus Wildenhahn, Eberhard Fechner und Horst Königstein.
Autorenportrait
Christian Hißnauer. Studium der Soziologie, Theater- und Filmwissenschaft. 4 1/2 Jahre angewandte Medien- und Kommunikationsforschung. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für interdisziplinäre Medienwissenschaft, Post-Doc und Projektleiter der Forschergruppe Ästhetik und Praxis populärer Serialität und Projektbetreuer am Graduiertenkolleg Literatur und Literaturvermittlung im Zeitalter der Digitalisierung (jeweils Göttingen). Seit 2017 an der Humboldt-Universität zu Berlin.