Beschreibung
Vor einem halben Jahrhundert starb im Sauerland der Publizist Georg D. Heidingsfelder (1899-1967), der während der Adenauer-Ära 1949-1963 als linkskatholischer Nonkonformist und Mitstreiter Reinhold Schneiders in Erscheinung getreten ist. Ein Artikel aus seiner Schreibwerkstatt, veröffentlicht Mitte Juni 1953, zog eine zweimalige Vernehmung bei der Kripo wegen "Staatsgefährdung" und "Beleidigung des Bundeskanzlers" nach sich. Heidingsfelders Kernthemen sind die Soziale Frage, die Auseinandersetzung mit dem deutschen Faschismus und der Frieden. Seine Ablehnung von Militarismus, Wiederbewaffnung, Wehrpflicht und Atombombentheologie fällt kompromisslos aus. Zuletzt konnte er fast nur noch in Blättern veröffentlichen, die als "kryptokommunistisch" galten. Die Verweigerung gegenüber der katholischen Einheitsfront führte zu große Anfeindungen im eigenen kirchlichen Milieu. Der brotlos gewordene Schriftsteller versuchte schließlich, als Fabrikarbeiter seine Familie zu ernähren. Die hier in zwei Bänden vorgelegte Ausgabe der Gesammelten Schriften G. D. Heidingsfelders ist ein Beitrag zum Projekt "Friedenslandschaft Sauerland" und auch eine bedeutsame Quellenedition zur Erforschung des linkskatholischen Widerspruchs während der restaurativen Adenauer-Ära.
Autorenportrait
Georg D. Heidingsfelder, geboren am 14. Oktober 1899 in Dinkelsbühl (Mittelfranken), war als lutherischer Christ zum römisch-katholischen Bekenntnis konvertiert. Die früheste publizistische Spur ist ein Dialektbüchlein für den fränkischen Heimatort Ansbach. 1933 Aufgabe der Tätigkeit als Zeitungsredakteur. Nach einer beruflichen Umorientierung ab 1938 Angestellter einer Bauernbank im sauerländischen Meschede. Wegen seines aufklärerischen Engagements in der Pfarrei als Regimegegner bekannt und mit Repressionen belegt (Sperrung des Kindergeldes). Nach 1945 als "Elected Citizien" tätig in der Bildungsarbeit (Soziale Frage, Aufarbeitung des deutschen Faschismus) und Anstellung bei der Katholischen Arbeiterbewegung. In der Adenauer-Ära gehörte Heidingsfelder als Mitstreiter Reinhold Schneiders zu den linkskatholischen Nonkonformisten, die sich der Einheitsfront zugunsten von Restauration, Remilitarisierung und Atombombentheologie widersetzten. Mitgliedschaft in der GVP Gustav Heinemanns, ab 1958 in der SPD. Als Schriftsteller nicht zu Kompromissen bereit und schließlich Broterwerb in zwei Fabriken. Zuletzt Beiträge in der von Heinrich Böll mitbegründeten Zeitschrift "labyrinth". Todesjahr: 1967.