Beschreibung
Die ideologische Kluft, die sich zwischen den USA und gerade auch ihren westlichen Verbündeten aufgetan hat, sorgt auf beiden Seiten zunehmend für Unbehagen. Während die Amerikaner mit einer nationalen Identitätskrise konfrontiert sind und um Erklärungsansätze für den Ansehensverfall ihres Landes ringen, hat sich in Europa ein Antiamerikanismus etabliert, der mit Verständnislosigkeit und Missbilligung auf diverse Phänomene der US-Politik blickt. Mit Donald Trumps Wahl zum Präsidenten hat diese Entfremdung einen neuen Höhepunkt erreicht, und man fragt sich nicht nur hierzulande: Haben die USA ihren politischen Verstand verloren? Nein, ganz so einfach ist es nicht. Wenn es aus europäischer Sicht dennoch schwerfällt, die politischen Grundannahmen und Gefühlslagen Amerikas zu verstehen, so hängt dies mit einer intellektuellen Tradition zusammen, durch welche sich die USA grundlegend von europäischen Kulturen unterscheiden: Es ist das geistige Erbe des Individualismus, dessen Hauptarchitekt Ralph Waldo Emerson (1803-1882) ist. Emersons Ideen sind die kulturelle DNA Amerikas. Und so hält ein Philosoph des 19. Jahrhunderts noch immer den Schlüssel zum Verständnis heutiger US-Politik.
Autorenportrait
Olga Thierbach-McLean (Dr. phil.), geboren 1973 in Almaty, promovierte nach dem Studium der Amerikanistik, Ostslavistik und der systematischen Musikwissenschaft an der Universität Hamburg. Sie arbeitet als freie Forscherin, Autorin und Literaturübersetzerin in Hamburg und Vancouver. Ihre Forschungsschwerpunkte sind der amerikanische Transzendentalismus und die Ideengeschichte des Liberalismus.