Beschreibung
Goethes Vers- und Prosaminiaturen, sich ineinander spiegelnd und wechselseitig erhellend, sind das Substrat eines erfahrungs- und erkenntnisreichen Dichterlebens: 'höchster Sinn im engsten Raum'. Goethes Aphorismendichtung widmet sich zentralen Themen von Ethik und Ästhetik, sie umkreist naturwissenschaftliche, philosophische und theologische Fragen, sie räsoniert und proklamiert, sie schwingt sich aus den Niederungen der Empirie hoch ins Überindividuelle und deutet aus dem Allzumenschlichen hinüber ins moralisch Verbindliche. Mit all ihren Denkbewegungen aber weist sie stets zurück auf einen von klassischer Weltweisheit durchdrungenen Geist. In kunstvoll lakonischer Manier, mal gleichnishaft, mal poetisch, zielen Goethes Sprüche, Maximen und Reflexionen aufs Allgemeine, Typische, auf die Grundphänomene des Daseins, deren Vielfalt und Widersprüchlichkeit er zu ordnen und zu erklären sucht.
Autorenportrait
Johann Wolfgang Goethe wurde am 28.8.1749 in Frankfurt a. M. geboren. Er studierte Jura in Leipzig und Straßburg; nach der Promotion bereitete er sich in Frankfurt auf den Anwaltsberuf vor. Bereits 1773 und 1774 hatte er großen Erfolg mit seinen Stücken "Götz von Berlichingen" und "Clavigo" sowie mit seinem ersten Roman "Die Leiden des jungen Werther". 1774 machte er auch Bekanntschaft mit dem Herzog Carl August von Weimar, auf dessen Einladung er ein Jahr später nach Weimar zog. Dort wurde er zunächst Legionsrat, dann Staatsrat, Minister und Geheimer Rat. Er unternahm zahlreiche Reisen zum Rhein, in die Schweiz, nach Italien und Böhmen. 1791-1817 war er Direktor des Weimarer Staatstheaters. Goethe beschäftigte sich eingehend mit zahlreichen Wissengebieten, u.a. Botanik, Meteorologie, Anatomie, Mineralogie, Optik. Mit den größten Dichtern, Denkern und Forschern seiner Zeit war er bekannt oder befreundet, u.a. mit Schiller, Humboldt, Schelling; Emerson, Turgenev und Thackeray besuchten ihn. Er starb am 22.3.1832 in Weimar und wurde in der Fürstengruft beigesetzt. Johann Wolfgang Goethe ist nicht nur der größte deutsche Dichter, sondern auch ein universeller Denker, der maßgeblichen Einfluss auf die deutsche Literatur und Geistesgeschichte ausgeübt hat. Am Beginn seines umfangreichen Werks stand der Irrationalismus und Individualismus des Sturm und Drang: gefühlsbetonte, hymnische Lyrik, Dramen ("Götz") und der empfindsame "Werther". Unter dem Eindruck seiner Italienreisen wandte er sich der Klassik zu und schuf formstrenge, harmonische Dichtungen, v.a. über den idealen Menschen und das Verhältnis des Einzelnen zur Gesellschaft ("Iphigenie", "Wilhelm Meisters Lehrjahre"). Sein Spätwerk schließlich ist zunehmend von Gedanken über soziale und psychologische Fragen geprägt ("Faust", "Die Wahlverwandtschaften").