Beschreibung
Ahnte man, als Hitler vor 75 Jahren in Österreich einmarschierte, was folgen würde? Und wenn ja: Wie reagierte man? Thomas Trenkler geht dieser Frage in Interviews mit Überlebenden und Nachgeborenen - Künstlern, Schriftstellern, Schauspielern, Kunstsammlern, Intellektuellen - nach, aus Anlass des Gedenkens an das fatale Jahr 1938. Herbert Zipper erzählt, wie er mit dem Dramatiker Jura Soyfer im KZ das Dachaulied komponierte. Der Regisseur George Tabori macht den Zufall dafür verantwortlich, dass er einen V2-Angriff in London überlebte und in Istanbul für den englischen Informationsdienst arbeitete, bevor er in Hollywood Marilyn Monroe kennenlernte. Der Schriftsteller Josef Burg erzählt mit wohlgesetzten Worten abenteuerlich-absurde Geschichten, die er in Prag und bei Wolgadeutschen erlebte. Und Bettina Looram Rothschild diente 13-jährig als Geisel, bis die Nachricht eingetroffen war, dass die Gestapo ihren Onkel, den Bankier Louis Rothschild, verhaftet hatte. Die teilweise gekürzt, teilweise noch gar nicht veröffentlichten Gespräche über persönliche Schicksale entstanden auch in Zusammenhang mit Recherchen über den NS-Kunstraub. Im Jahr 1998 hatte Thomas Trenkler den Fall Rothschild publik gemacht, der die Verabschiedung eines wegweisenden Restitutionsgesetzes nach sich zog. Nun erscheinen all diese bewegenden Interviews gesammelt, ergänzt um Einleitungen, in denen Thomas Trenkler Hintergründe erklärt und Fälle zusammenfasst. Interviews mit Maria Altmann, Gerhard Bronner, Josef Burg, Heinz von Foerster, André Heller, Georges Jorisch, Ruth Klüger, Erich Lessing, Bettina Looram Rothschild, George Tabori, Herbert Zipper, Emile Zuckerkandl und anderen.
Autorenportrait
Thomas Trenkler, geboren 1960 in Salzburg, studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Graz. Seit 1984 journalistisch tätig, seit 1993 Kulturredakteur bei der Tageszeitung Der Standard. Mehrere Buchveröffentlichungen.