Beschreibung
Eine literarische Rekonstruktion der Ereignisse anhand der Erinnerungen und Briefe dreier Brüder, die Mitte/Ende der 20er Jahre im sudetendeutschen Reichenberg als Söhne eines Kaufmanns geboren wurden, der kein Hitler-Bild in seinem Laden dulden wollte.
Den Ältesten zog man schon bald ein. Er kam nach Rußland, nach Rumänien, nach Frankreich. Er wurde verwundet. Und erlebte zwischendurch mit seiner Freundin ein glückseliges Wochenende in Wien. Der Mittlere brannte darauf, in den Krieg ziehen zu dürfen. Als es so weit war, gab es kaum mehr Illusionen. Vor den Toren der Stadt stationiert, erlebte er das Bombardement Dresdens. Und glaubte seinen Bruder verloren, der dort bei den Kapellknaben war. Doch der Jüngste überlebte. Wie durch ein Wunder. Er ging zurück zu seinen Eltern. Der Einberufungsbefehl kam zu spät. Von den Amerikanern an der Westfront gefangengenommen, floh der Mittlere nach der Kapitulation nach Reichenberg. Wo kein Bleiben war. Delogiert, ließ sich die Familie eines nachts gegen viel Geld nach Wien schleppen. Dort arbeiteten die beiden Brüder in einem Lokal der US- Soldaten. Und zweigten vom Gries ab, der zum Tanzen aufs Parkett gestreut wurde. Der Mittlere ging nach Frankfurt, wo der Älteste am Bahnhof Beschäftigung gefunden hatte. Sie lernten Frauen kennen, die sie bald heirateten. Der Jüngste blieb als Staatenloser in Wien und machte zunächst die Matura. Seinen älteren Bruder sah er im Niemandsland wieder: Auf der Brücke über der Salzach.
Autorenportrait
Thomas Trenkler, geboren 1960 in Salzburg, studierte Germanistik und Kunstgeschichte in Graz. Seit 1984 journalistisch tätig, seit 1993 Kulturredakteur bei der Tageszeitung Der Standard. Mehrere Buchveröffentlichungen.