Beschreibung
"Was macht das Glück einer Familie aus? Wenn es - neben vielen Komponenten wie der Abwesenheit von Krankheiten, sicherem Einkommen und dergleichen - gemeinsame Erinnerungen sind, die Zusammenhalt ermöglichen, miteinander gelebte Vergangenheit", so denkt Lucy an einem Dezembertag in Berlin an eine unglückliche Familie. Ihr Bruder Simon ist verschwunden. Das Nachdenken über ihn führt sie zu einem früheren Wintertag ins Haus der Großeltern in Hamburg, an dessen Ende etwas geschah, das den Kindern verschwiegen wurde. Dieses Schweigen bestimmt nicht nur die weitere Zukunft, sondern reicht auch in die Generation der Großeltern und Urgroßeltern zurück, welche sich in vielfältig Ungesagtes verstrickten, politisches, persönliches. Helene, die Großmutter, kämpft gegen Ende ihres Lebens allerdings umso vehementer um ihre Erinnerungen: jede, auch die schlechteste, ist ihr willkommen, um dem "Schmelzen im Kopf" zu widerstehen. Schnee und Stein sind in diesem Roman die Materialien, an denen die Figuren scheitern oder wachsen, an denen sie dem Bedrohlichen eine Form abzuringen, dem Zerstörerischen ein "Dennoch" entgegenzusetzen versuchen.
Autorenportrait
1962 in Oberösterreich geboren. Studium der Germanistik und Psychologie in Salzburg, Promotion über Die Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss. Schreibt Gedichte, Prosa, Essays, Libretti. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Förderungen (u.a. den Rauriser Förderungspreis, das Adalbert-Stifter-Stipendium, das Stipendium des Berliner Senats) und wurde u.a. mit dem Reinhard-Priessnitz-Preis, dem Harder Literaturpreis und dem Tübinger Würth-Preis ausgezeichnet. 2015/16 wurde ihr das Projektstipendium des Bundeskanzleramtes für ihre Lyrik zuerkannt. Birgit Müller-Wieland lebt nach elf Jahren in Berlin nun in München, wo sie u.a. als Projektleiterin des Lyrikkabinetts an Schulen unterrichtet.