Beschreibung
Die französische Debatte um die Auswirkungen von Tschernobyl nahm ihren Ausgangspunkt in einem politischen Skandal: 1986 verzichtete Frankreichs Regierung auf Schutzmaßnahmen, da die französischen Nuklearexperten den Standpunkt vertraten – und bis heute vertreten –, dass der radioaktive Niederschlag keine Gefahr für die französische Bevölkerung darstellen würde. Diese Sichtweise wurde umgehend in Frage gestellt und führte zu einer intensiven Debatte darüber, ob hier bewusst eine Gefährdung der Bevölkerung in Kauf genommen wurde, um das französische Atomprogramm zu schützen. Um die Intensität dieser Auseinandersetzung und die mit ihr verbundenen Implikationen zu verstehen, muss man sie in den Kontext von Frankreichs Atompolitik und Elitenkultur einordnen. Hierbei wird deutlich, dass es nicht allein um die Auswirkungen von Tschernobyl geht, sondern um die Macht der französischen « nucléocratie ».
Autorenportrait
Karena Kalmbach hat an der Freien Universität Berlin, der Université de Lausanne sowie an der École Normale Supérieure und am Sciences Po (beide in Paris) Geschichte, Politikwissenschaft sowie Publizistik- und Kommunikationswissenschaft studiert. Seit 2010 arbeitet sie am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz an einer vergleichenden Studie zur Debatte um die Auswirkungen von Tschernobyl in Frankreich, Italien und Großbritannien.
Inhalt
Inhalt: Der Unfall von Tschernobyl – Die Auswirkungen der freigesetzten radioaktiven Strahlung – Frankreichs Nuklearsektor und Energiepolitik – Die Reaktionen in Frankreich 1986 auf den Unfall – Die französische Debatte um die Auswirkungen von «Tschernobyl» von 1986 bis 2006 – Die Debatte zum 20. Jahrestag – Erklärungsmomente: Renaissance der Atomkraft, Misstrauen gegenüber den offiziellen Stellen und das «nukleokratische System» – Ausblick: Geschichtspolitik um «Tschernobyl». Inhaltsverzeichnis