Beschreibung
Die molekularbiologische Subdisziplin Epigenetik leitet einen Wandel im genetischen Verursachungsdenken ein. Im Lichte des neuen Wissens um die Genregulation ändert sich das Verständnis vom Gen von einer statischen Ding-Einheit zu einer dynamischen Prozess-Einheit. Angesichts eines molekularen Wirkungskontinuums gilt die nun genregulativ verstandene Umwelt nicht mehr als externer Faktor, sondern als konstitutives Element des Genbegriffs. Danach hat die Lebensweise des Individuums einen erheblichen Einfluss auf seine genetische Ausprägung. Tatsächlich wird im den Fachdiskurs begleitenden öffentlichen Epigenetikdiskurs bereits eine Forderung nach mehr Eigenverantwortung laut. Die vorliegende Arbeit greift diese Entwicklungen auf und diskutiert die theoretischen und praktischen Folgen des epistemischen Wandels.
Autorenportrait
Sebastian Schuol studierte Philosophie und Molekulargenetik in Erlangen und Tübingen und war Stipendiat am DFG-Graduiertenkolleg Bioethik am IZEW (Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften) in Tübingen. Er arbeitete u.a. als Koordinator der an der Universität Heidelberg angesiedelten Projektgruppe EURAT (Ethische und rechtliche Aspekte der Genomsequenzierung des menschlichen Genoms) und ist gegenwärtig im Bereich Wissenschaftsreflexion am ZiWiS (Zentralinstitut für Wissenschaftsreflexion und Schlüsselqualifikationen) in Erlangen tätig. Zu seinen Veröffentlichungen zählen diverse Beiträge zur Theorie der Biologie, speziell der Epi-/Genetik und Evolutionstheorie, und zu ihren Folgen für die Bioethik.