Beschreibung
Die vorliegende Arbeit untersucht die Bedeutung der Lautenmusik für den Wolfenbütteler Herzogshof zwischen 1580 und 1625 und analysiert dabei Formen und Entwicklungen musikalischer Repräsentation. Während sich die bisherige Forschung insbesondere auf Leben und Wirken der Hofkapellmeister konzentrierte, werden hier die Laute, ihre sowohl praktische als auch symbolische Verwendung sowie ihre Protagonisten in den Mittelpunkt der Untersuchung gestellt. Im Sinne des sog. spatial turn werden Bedeutungszumessungen an soziale, physische und virtuelle Räume erschlossen und die mit der räumlichen Differenzierung einhergehenden ästhetischen Schichtung der am Hof geschehenden musikalischen Handlungen untersucht. Der "Resonanzraum der Laute" bezeichnet hierbei den vom Hof ausgehenden und auf ihn zurückwirkenden lautenbezogenen interaktiven Beziehungs-, Handlungs- und Bedeutungsraum. Erstmals werden hier Vermittlung und Einsatz von Musik und Lauteninstrumenten in Schulen und der Universität Helmstedt, innerhalb der herzoglichen Familie und im Spiegel der literarischen Werke von Herzog Heinrich Julius untersucht sowie John Dowlands Besuch in Wolfenbüttel im regionalen Kontext dargestellt. Die Hof- und Hofkapell-Lautenisten werden in ihrer Rolle als kulturell-musikalisch Handelnde sowohl in der Hofkapelle als auch innerhalb des exklusiv durch sie besetzten Raumes in unmittelbarer Herrschernähe betrachtet. Darüber hinaus macht die Analyse musikalischer Ausgestaltung bedeutender Wolfenbütteler Hoffeste der betrachteten Zeitspanne die wirkungsvolle Nutzung einer Fülle akustisch-musikalischer Elemente deutlich.