Beschreibung
Mediengeschichte im traditionellen Sinne wirft mehrere Probleme auf: Sie setzt immer schon voraus, welches die Medien sind, deren Geschichte geschrieben werden soll. Und sie schreibt diese Geschichte entlang einer teleologischen Linie markanter Innovationen. Der vorliegende Band, aus der langjährigen Arbeit eines Nationalen Forschungsschwerpunkts resultierend, setzt anders an. Als Mediengeschichte neuer Art umfasst er Essays, die signifikante Konstellationen aus der Zeit vom Mittelalter bis zur Moderne verhandeln. Sie lassen erkennen, wie an bestimmten Orten, unter bestimmten Bedingungen und in bestimmten Text- und Bildensembles Medialität gehandhabt und gedacht worden ist.
Inhalt
Rom 972: Die mediale Begleitung einer Heirat
Bruno Reudenbach
Rupertsberg um 1150: Prophetische Übertragungen
Christel Meier-Staubach
Schwaben um 1190: Dimensionen der Schrift
Pia Selmayr
Rom 1191: Die Medialität geprägter Gegenstände
Brigitte M. Bedos-Rezak
Heiligenkreuz um 1200: Konstellationen der Fortuna
Susanne Reichlin
Bergen um 1270: Laustik – eine Nachtigall
Kate Heslop
Mitteldeutschland um 1300: Legenden inszenieren Medialität
Thomas Müller
Straßburg um 1315: Trost ohne Trost
Claudio Notz
Avignon 1329: Zensur als medialer Ernstfall
Susanne Köbele
Pisa 1336: Reisen an andere Orte
David Ganz
Siena um 1340: Gemalte Himmelsmusik als intermediale Konfiguration
Klaus Krüger
Engelberg nach 1350: Die Vermittlung des Un(ver)mittelbaren
René Wetzel
Riom um 1456: Heilige, Engel und Stifter
Brigitte Kurmann-Schwarz
Einsiedeln 1466: Wallfahrt und vervielfältigte Bilder
Peter Schmidt
Trier 1473: Inszenierung, Propaganda, Reflexe
Birgit Studt
Frankenberg 1476: Ein Stadtbrand als historiographisches Ereignis
Daniela Schulte
Bern 1484/85: Medialisierung städtischer Ursprünge
Martina Stercken
Atlantik 1493: Schiffe, Fässer, Schriften
Christian Kiening
Dänemark um 1500: Gelehrte Inszenierungen der Macht
Lena Rohrbach
München 1510: Ein Schauspiel vom Tode
Maximilian Benz
Straßburg 1511: Hans Baldung Grien bedient Graphik-Sammler
Marius Rimmele
Zürich 1525: Widmers Liste – Materialität und Medialität im Bildersturm
Jan-Friedrich Missfelder
Burgos 1554: Schelmische Weltsicht
Daniela Fuhrmann
Venedig 1558: Verlorene Briefe und eine neue Welt
Oriana Schällibaum
Mantua – Florenz – Basel um 1600: Künstlerische Transferprozesse
Britta Dümpelmann
Muri 1631: Totengedächtnis zwischen Liturgie und Historiographie
Bettina Schöller
Nürnberg 1644/45: Aemulatio der Zerstörung
Damaris Leimgruber
Schleswig 1654: Ein Perser in Deutschland
Mireille Schnyder
München 1672: Die Globalisierung Marias
Fabrice Flückiger
Zittau 1681: Medialität – Theatralität
Christian Meierhofer
Halle 1735: Die Entdeckung der Literatur
Frauke Berndt
Paris 1753: L’anthropo-scène – eine katastrophische Mediologie der Menschheitsgeschichte
Jörg Dünne
Berlin 1817: Phantasmen und Fassaden
Florian Nickel
Amerika 1839: Unheimliche Transmissionen
Johannes Binotto
Paris 1840: Napoleon steigt aus dem Grab
Michael Gamper
Münster 1840: Die Schrift heiligt den Körper
Christoph Gardian
Südafrika 1863 und 1993/94: Maqoma – Kolonialfotografie als Palimpsest
Gesine Krüger
Basel 1873: Medialität und Antimedialität
Ulrich Johannes Beil
England 1877: Francis Galton und die Kompositfotografie
Bernd Stiegler
Basel 1881 – Weimar 1889: »Krikelkrakel«
Barbara Naumann
Paris 1900: Bilder der Welt – die Welt als Bild
Malte Hagener
Paris 1900: Lebende Bilder auf der Filmleinwand
Daniel Wiegand
Hamburg 1907: Zeichentisch und Bilderatlas
Thomas Hensel
Berlin 1916: Politiken des Medialen
Demian Berger
Ludwigshafen 1959: Magnetbänder auf Zelluloid
Monika Dommann