Beschreibung
Dieser Lyrikband enthält drei Gedichtsammlungen von Anna Carmen Calina, die in eine Wahrnehmung von Landschaften, Licht und Seelenbegegnungen entführen, in der Außen- und Innenschau miteinander verschmelzen, zu Bildern des Lebens und der Liebe werden.
Der „ikaräische LichtFlug“ dichtet - häufig auf surrealistische Weise - die Geschichte vom Flug und Absturz des Ikaros nach, als Sinnbild für mögliche Befindlichkeiten der menschlichen Psyche. „LiebesLeben“ und „Poèmes en Prose“ vereinen sinnliche und erotische Gedichte. „Poèmes en Prose“ sind Verse, die von der Autorin in französisch geschrieben und in deutsch nachgedichtet wurden.
Vorwort von Paul Kersten (NDR-Fernsehen):
Bring neue Rosen zum Blühen … - Zu den Gedichten von Anna Carmen Calina
Federn schwimmen kreiselnd auf den Wellen / Wie Eisstücke in meinem kochenden
Blut - Ikaros ist vom Himmel gestürzt, die Sonne hat seine Flügel verbrannt und die
roten Federn auf das Blau des Meeres herabsinken lassen: Funken aus Blut“.
Feuer und Eis, von diesen beiden elementaren Kräften, sind die Gedichte von Anna
Carmen Calina beseelt. Im Zyklus FreiheitsFunken wird der ikaräische LichtFlug zum
Symbol der eigenen Seelen- und Körperreise, der antike Mythos wird zum eigenen
Einsamkeitsflug. Es ist diese Projektion eigener Obsessionen und Visionen ins
mythische Geschehen, die an diesen Texten fasziniert.
Anna Carmen Calina ist auf ihren Reisen immer wieder auf den griechischen Inseln
gewesen, hat dort die Schönheit und die Gnadenlosigkeit des Lichts erfahren, die
Augenblicke, in denen die Seele Feuer fängt, sich erhebt, um dann immer wieder in
die Tiefe zu fallen: Fliegen fliegen / Leben leben / Tod.
In den Ikaros-Gedichten dominieren noch der Schmerz des Verbrennens und die
Kälte des Todes. Da wandeln die Füße auf Eis, später wird es zu einer Berührung
nackter Herzen kommen.
Die erotische Komponente, die hier durchschimmert, kommt im Zyklus LiebesLeben
voll zum Ausdruck, Texte, die das Erwachen von Nähe und Zuneigung auf eine sehr
sinnliche Weise beschwören, Verse aber auch voller zärtlicher Poesie. Da wird ein
bunter Blumenstrauß, den ein Freund geschickt hat, zu einem Feuerwerk, zu einem
Blühenden Regenbogen. Aber auch ein harter, verbitterter Ton wird angeschlagen,
wütende Aufschreie am Rande des Erstickens: Ich habe dich um Liebe gebeten / Du
hast mir den Tod gegeben.
„Ich möchte“, sagt Anna Carmen Calina, „der Imagination Realität verschaffen“. Sie
sieht sich dabei in poetischer Seelenverwandtschaft mit den französischen
Surrealisten, über die sie literaturwissenschaftlich gearbeitet hat.
Poèmes en Prose heißt der Zyklus von Gedichten, auf französisch geschrieben und
selbst nachgedichtet in deutscher Sprache. Hier ist die Metaphorik des Eises und der
Kälte und des alles verbrennenden Feuers abgelöst von einer zaghaften, aber
unerschütterlichen Zuversicht: Bring neue Rosen zum Blühen / die gestrigen haben
ihre Zeit gehabt. Wer sich auf Anna Carmen Calinas Gedichte einlässt, geht durch
Feuer und Eis, begegnet Thanatos und Eros, und er findet eine alte
Lebenserkenntnis bestätigt: Liebe ist stärker als der Tod.
Paul Kersten
Autorenportrait
Anna Carmen Calina, Filmemacherin und Journalistin, hat längere Zeit in Frankreich und in Griechenland gelebt. Sie hat Romanistik, Germanistik und Philosophie studiert und literaturwissenschaftlich-philosophisch zum Surrealismus und zur frühen Lyrik von Louis Aragon gearbeitet. Ihre früheren Gedichte sind in der originalgraphischen Literatur- und Kunstzeitschrift Herzattacke der Edition Maldoror, Berlin, erschienen.
Dieser Band stellt neue Gedichte vor und gibt einen guten Einblick in ihr dichterisches Schaffen. Anna Carmen Calina schreibt Lyrik und Prosa in deutsch und in französisch.
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