Beschreibung
In der Schlange eines Obst- und Gemüseladens lernen sich Christian Voß und Irene Jonas kennen. Christian Voß ist ein Apotheker aus Mecklenburg, der nach einer Verletzung von der Front nach Berlin zurückgekehrt ist. Die Berlinerin Irene Jonas ist Jüdin und arbeitet seit dem erzwungenen Abbruch ihres Studiums als Krankenschwester. Als einzige Überlebende der Familie Jonas teilt Irene die einstige elterliche Wohnung mit einer zusammengewürfelten Mischung aus jüdischen Untermieterinnen und Untermietern, die ihre eigene Wohnung verloren haben, wie die Ärztin Dr. Hanna Hirsch mit ihrem Sohn Peter, die Konzertpianistin Clara Goldsticker und Samuelsohn, ehemals Kleiderbügelfabrikant. Als sich Irene und Christian ineinander verlieben, wissen beide um die Gefährlichkeit der Situation. Dennoch wird die Beziehung enger und Christian bekommt Zutritt zu Irenes Wohnung - und damit zu einem Mikrokosmos, dessen Regeln ihm fremd sind und die seinen Blick auf die Realität verändern. Es eröffnet sich ein Panorama an Geschichten, Schicksalen und Perspektiven - doch zugleich wachsen die Konflikte auf beiden Seiten. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Zwangsgemeinschaft im Hause Jonas geraten zunehmend unter Druck. Die inzwischen täglichen Deportationen machen auch vor ihnen und ihrem Bekanntenkreis nicht Halt. Der Umgang mit der Situation ist so verschieden wie die Menschen, um die es geht. Das Spektrum reicht von Auswanderungsplänen, Versuchen des Untertauchens und Suizid bis zur Hals über Kopf geschlossenen Ehe eines jugendlichen Paares. "Den toten Freunden" widmete Hertha von Gebhardt ihren 1947 veröffentlichten und von Gabriele Tergit hochgelobten Roman.
Autorenportrait
Hertha von Gebhardt wurde 1896 in Leipzig geboren, verbrachte aber den Großteil ihres Lebens in Berlin. Sie arbeitete kurzzeitig als Französischlehrerin, wandte sich aber bald ganz dem Schreiben zu. Erste Veröffentlichungen erschienen ab 1915 in der "Schaubühne", es folgten zahlreiche Feuilleton-Beiträge (u.a. in der "Vossischen"), Romane und Drehbücher für Filme wie "Der grüne Salon". Trotz ihres jüdischen Familienhintergrunds - sie war die Enkelin des Ägyptologen und Schriftstellers Georg Ebers - gelang es ihr, 1936 in die Reichsschrifttumskammer aufgenommen zu werden. Nach dem Krieg arbeitete sie hauptsächlich als Kinderbuchautorin und Übersetzerin. Eine enge Freundschaft verband sie mit der Schriftstellerin Christa Winsloe, deren Nachlass sie nach deren Tod 1944 verwaltete. Hertha von Gebhardts Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, sie war Gründungsmitglied des ersten deutschen Soroptimist-Clubs und der Berliner Künstlerkolonie und gehörte nach 1945 dem Vorstand des Berliner Schriftstellerverbands an. 1952 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Sie starb 1978 in Berlin.