Beschreibung
Bis heute steht die Inquisition für die dunklen Seiten der Geschichte: blutige Hinrichtungen, Folter und öffentliche Verbrennungen. Im Kampf um den wahren und rechten Glauben steht die Behörde, bis heute existierend, für institutionalisierte kirchliche Macht.Im deutschsprachigen Reich etablierte sich nach der Reformation im Gegensatz zu den europäischen Nachbarländern kein Inquisitionstribunal. Doch die deutschen Protestanten hatten durch die mediale Aufbereitung in Flugschriften und Flugblättern maßgeblichen Anteil an der öffentlichen Debatte um die Inquisition. Der Grund war offensichtlich: Die Sorge der Protestanten vor dem Übergreifen der kaiserlichen oder päpstlichen Behörden auf die deutschen Territorien.Die Ausbildung von medialen Stereotypen um die Inquisition, die bis heute in den Nachrichten kursieren, fand demnach in einem Land statt, in dem es gar keine Inquisition gab. Gespiegelt am ereignispolitischen Kontext der konfessionellen Spannungen im Verlauf des 16. und Beginn des 17. Jahrhunderts wird der Entstehung, Nutzung und Entwicklung dieser Bilder nachgegangen.
Autorenportrait
Marie von Lüneburg studierte Neuere Geschichte, Kunstgeschichte und Politikwissenschaften an den Universitäten Bamberg und Pisa. Dem Studium folgten ausführliche Archivaufenthalte in Deutschland, Italien und dem Vatikan. Seit 2016 arbeitet sie an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel und seit 2017 zudem für den Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel. Mit dieser Studie wurde sie an der Universität Rostock promoviert.