Beschreibung
Der historische Roman Konstantin von Ivan Ivanji belebt glaubwürdig und überzeugend die Zeit und die Umstände, unter denen sich im Römischen Reich die neue Religion der Anhänger Christi verbreitet und alle anderen in den Hintergrund gedrängt hat.
Wer tatsächlich als Erster den christlichen Glauben anerkannt hat, in welchem Land das Christentum zum ersten Mal Staatsreligion wurde, wer und wann Konstantin getauft hat, wie sich die alten und die neuen Kulte und Sitten im Laufe der ersten Jahrhunderte des neuen Zeitalters miteinander verflochten haben, warum Konstantin der Große seine Frau Fausta und seinen erstgeborenen Sohn Priscus umbringen ließ, wie seine Mutter, die heilige Helene, ihre Pilgerfahrt in Galiläa absolvierte und glaubte, das Kreuz, auf dem der Erlöser starb, gefunden zu haben, wie Konstantinopel erbaut wurde und vieles mehr erfahren wir in diesem aufregenden Roman über einen der letzten großen römischen Kaiser.
Die gekonnte Verwendung von Legenden, besonders hervorgehobenen und belegten historischen Tatsachen, sowie die Phantasie des Autors kennzeichnen den Stil Ivanjis in diesem Werk.
Die Schlacht an der Mulvinischen Brücke Konstantin träumte, dass er auf einem großen, schweren Rappen ritt. Kaum konnte er sich im Sattel halten, und das beunruhigte ihn. Er wunderte sich im Traum, wie schwer es ihm fiel, das Gleichgewicht zu wahren. Im Wachen war er ein ausgezeichneter Reiter. Dann sah er viele Krieger neben sich reiten, alle leicht und elegant, denn sie hatte Pferde von normalem Wuchs, während seines größer war als ein Elefant. In gestrecktem Galopp rasten sie über Stoppelfelder dahin. Über ihnen waren noch schnellere, riesige Vögel, die sich in Wolken verwandelten. Die Wolken hatten lachende Gesichter, und Konstantin wusste nicht, ob dieser Ausdruck freundlich oder ironisch, ja drohend war. Plötzlich blitzte so grelles Licht auf, dass er die Zügel loslassen und die Augen beschirmen musste. Obwohl er furchtbar erschrocken war, fiel er nicht vom Pferd, im Gegenteil, er kam sich schon bald viel sicherer vor, und galoppierte diesem Licht entgegen. Inmitten des ohrenbetäubenden Lärms aus Hufschlägen, Rufen, Waffengerassel und heulendem Wind vernahm er auf einmal deutlich Ablavius’ leise Stimme:
'Herr!'
'Ja, ja … gleich.'
'Die Legionen sind angetreten, wie du befohlen hast.'
Ivan Ivanji besitzt die seltene Gabe einen überzeugenden Alltag zu beschreiben, ohne Rücksicht darauf, ob er sich heute, vor hundert oder vor zweitausend Jahren abspielt. Sein Fundus ist unerschöpflich. Die ganze Zeit, während sich die Erzählung über Konstantin abwickelt, reisen wir durch die Landschaften und Städte des Römischen Reiches. Ivanjis Konstantin ist keine blasse Romanfigur, sondern eine lebendige, historische Persönlichkeit, als wäre er unser Zeitgenosse.
Dragan Velikic
Dieses Buch ist keine gelegentliche, auf Mystifikationen und Gemeinplätzen begründete Unterhaltung. Im Gegenteil, Ivanji hat als Autor mit großer Lebenserfahrung und literarischem Können seinen Konstantin mit einer rationalen, weltlichen Motivation ausgestattet.
Mladen Veskovic
Autorenportrait
Ivan Ivanji: Geboren am 24. Januar 1929 in Zrenjanin in einer jüdischen Ärztefamilie. Verhaftet in Novi Sad und von März 1944 bis April 1945 in den Konzentrationslagern Auschwitz, Buchenwald und Arbeitskommandos von Buchenwald. Journalist, Verlagslektor, Dramaturg und Direktor mehrerer Belgrader Theater, von 1974 bis 1978 Botschaftsrat Jugoslawiens in Bonn. Von 1982 bis 1988 Generalsekretär des jugoslawischen Schriftstellerverbandes. Veröffentlicht seit 1951 zuerst auf Serbisch, danach auch auf Deutsch. Zwanzig Jahre lang war er auch Dolmetscher Titos und der jugoslawischen Staats- und Parteiführung für die deutsche Sprache. Er nahm teil an wichtigen internationalen Konferenzen, so der Gründungskonferenz der KSZE 1975 in Helsinki und der Gipfelkonferenz der Blockfreien 1979 in Havanna. Romane: Kaiser Diokletian, 1976; Barbarossas Jude, 1996; Der Aschenmensch von Buchenwald, 1999; Titos Dolmetscher – als Literat am Pulsschlag der Zeit, 2007 u. v. m. Aus dem Deutschen ins Serbische hat er, unter anderem, Werke von Günter Grass, Heinrich Böll, Bertolt Brecht, Milo Dor, aus dem Serbischen ins Deutsche Danilo Kiš, David Albahari u. a. übersetzt.