Beschreibung
Das hier erstmals in deutscher Übersetzung vorgelegte Anticimenon - in der älteren Literatur trägt es den Titel ''Dialogi'' - gehört in die weitere Vorgeschichte der derzeit zwischen der römischen und orthodoxen Kirche laufenden Unionsgespräche. Sein Verfasser, der Prämonstratenserbischof Anselm von Havelberg, gibt in den Büchern II und III nämlich den historischen Kern von Gesprächen wieder, die er 1135/6 in Konstantinopel mit einem prominenten griechischen Theologen über die Filioque-Frage, den Messritus, die Wiedertaufe und vor allem die Kirchenstruktur (römischer Primat) geführt hat. Dem Dialogteil geht ein erstes Buch voraus, in dem eine Frage behandelt wird, die in den Augen der Zeitgenossen die Einheit der Kirche wenn möglich noch mehr bedrohte als die Spaltung zwischen Ost und West, nämlich der ständige geschichtliche Wandel der Kirche. Neuerungen und Veränderungen, so meinte man, sind unvereinbar mit der wesentlichen Einheit der Kirche. Während die ältere Forschung sich fast ausschliesslich mit Buch I beschäftigt hat und dabei dem Verfasser eine ausgesprochen revolutionäre Geschichtsauffassung attestierte, befasst sich die neuere mit den beiden folgenden Büchern und ihrer ökumenischen Problematik.