Beschreibung
Als die staatliche Alterssicherung in Deutschland als letzte der drei Sozialversicherungszweige 1889 eingeführt wurde, war diese nicht die einzige Option einer Alterssicherung. Private Formen wie eine familiale Absicherung, Lebensversicherungen, betriebliche Alterssicherung, Sparverträge und andere Vermögenskategorien existierten zum Teil bereits lange vorher. Was waren die politökonomischen und institutionellen Gründe für das Angebot von privaten und staatlichen Alterssicherungsverträgen? Welches waren die Bestimmungsgründe für die Nachfrage seitens der Arbeiter? Wie und warum haben sich die privaten und staatlichen institutionellen Arrangements verändert? Gab es eine Verdrängung privater Alterssicherungsformen, als die staatliche Alterssicherung eingeführt wurde (crowding out-Effekt)? Wie lässt sich institutionenökonomisch erklären, dass die staatliche Alterssicherung in Deutschland über hundert Jahre einer Pfadabhängigkeit folgte und private Lösungen eher ein Schattendasein führten? Diese Fragen werden mit Hilfe der Theorie des institutionellen Wandels von Douglass North zu beantworten versucht. Dabei zeigt die Verfasserin auch auf, an welchen Stellen die Northsche Theorie die historischen Wandlungsprozesse nicht erklären kann und diese somit um weitere wirtschaftstheoretische Elemente ergänzt werden muss. Methodisch handelt es sich bei dieser interdisziplinären Arbeit um den Versuch, moderne institutionenökonomische Ansätze mit etablierten Methoden der Wirtschaftsgeschichte zu verbinden, um so überzeugendere Erklärungen der Geschichte der Alterssicherung in Deutschland zu entwickeln.