Beschreibung
Briefe aus der Haft 1935 - 1943
ISBN 978-3-934377-78-3
Kurt Finkenstein (1893-1944) - Intellektueller und Freigeist, Literat und Freund der Künste - kam nach dem ersten Weltkrieg aus dem Elsaß nach Kassel. Seine Kasseler Wohnung wurde in den 20er Jahren zum Ort lebendiger politischer und kultureller Diskussionen und Vorträge. Nach dem Machtantritt der Nazis wurde er als "Jude" und "Kulturbolschewist" unerbittlich verfolgt: 1933 Schutzhaft im KZ Breitenau, 1935-1937 Untersuchungshaft, Verurteilung wegen Vorbereitung zum Hochverrat, 1937-1943 Zuchthaus Wehlheiden, dann erneut Lager Breitenau. Von dort im Januar 1944 Deportation nach Auschwitz, wo er starb. Erhalten sind in der Haftzeit geschriebenen 69 Briefe an seine Frau Käthe und die Söhne, die hier vollständig veröffentlicht werden. In den Briefen und Gedichten setzt Finkenstein bis zuletzt seine Welt- und Menschensicht dem Vernichtungswillen der Nazis entgegen. In ihnen leben Resistenz und Hoffnung, die sich unter den täglichen Bedingungen der Haft zu bewahren suchten. Eine souveräne geistige und moralische Haltung kommt zur Sprache, die dem Denk- und Handlungshorizont der Nazis diamentral entgegen gesetzt war und die der autoritäre Führerstaat auszulöschen trachtete. Recht und Rechtsstaat, Bildung und Kultur, vor allem aber Frieden und Menschenliebe sind feste Bezugspunkte für das Denken und Handeln von Finkenstein, einer der herausragenden, doch leider heute fast vergessenen Persönlichkeiten des Kasseler Kulturlebens der 20er Jahre.
Rezension
"Seine sorgfältigen, mit Federhalter und Tinte an [seine Frau] Käthe verfassten Briefe zeugen nicht nur von seiner großen Liebe zu ihr und zum Leben überhaupt, sondern auch von psychischer Stärke, Selbstdisziplin und Herzensbildung. [.] Auch Gedichte sind darunter. Zeilen, die erschütternd dokumentieren, wie ein unbescholtener, starker Mensch langsam aber sicher gebrochen und schließlich zerstört wird. [.] Beinahe alle Illusionen habe das Leben ihm genommen, schreibt er darin. Nur diese nicht, daß die Nachwelt dereinst verstehen möge, 'welcher Traum von Glück für alle mich betört'". (Christina Hein in: Sonntagszeit, 4. Nov. 2001)