Beschreibung
Den Idealen der Aufklärung zufolge darf kein Gegenstand von der kritischen Reflexion ausgeschlossen bleiben. Seit dem frühen 18. Jahrhundert machen Gelehrte zunehmend sich selbst mit ihren Licht- und Schattenseiten zum Untersuchungsobjekt. Allmählich wird das barocke Ideal des Polyhistors, des enzyklopädisch orientierten Sammlers und Wortkrämers, durch das des Selbstdenkers abgelöst. Die satirische Kritik nimmt an diesem historischen Umbruch erheblichen Anteil. Sie richtet sich nicht nur gegen das verabschiedete Wissensmodell, sondern auch gegen noch heute verbreitete Degenerationserscheinungen des Homo academicus: Pedanterie und Quisquilienjägerei, Ruhm- und Titelsucht, korrupte Berufungspolitik und 'Nullensolidarität', Büchermanie und Weltfremdheit, Ungeschicklichkeit in der Liebe wie im Leben. Diesen bisher wenig beachteten Gelehrtensatiren gilt die vorliegende Auswahl mit achtundzwanzig Texten, in denen die Entwicklung des Genres vom frühen bis zum späten 18. Jahrhundert exemplarisch an Profil gewinnt. Der Band versammelt Gedichte und Prosatexte u.a. von Claudius, Gellert, Gleim, Hagedorn, Heydenreich, Justi, Kästner, Klotz, Lessing, Lichtenberg, Lichtwer, Musäus, Mylius, Pockels, J.A. Schlegel, Uz und Weiße.