Beschreibung
Nichts kommt in der Heiligen Schrift so häufig vor wie der Name Engel. Wir schließen daraus unfehlbar, daß es Engel gibt. Wir erblicken die Engel als Vollstrecker der göttlichen Gerechtigkeit.
Gott bedient sich ihrer, um Adam aus dem irdischen Paradies zu vertreiben, um Feuer über die Städte Sodoma und Gomorrha regnen zu lassen, um die Sünde Davids mit dem Tode von 70’000 Menschen durch die Pest zu bestrafen, und um in einer Nacht 180’000 Assyrer im Lager Sennacheribs vor Jerusalem zu töten.
Die Engel ergriffen den Habakuk [Dan 14] bei den Haaren und trugen ihn so von Judäa nach Babylon mit dem Mittagsmahl, das er seinen Schnittern bringen wollte. Sie befahlen ihm als dann, es dem Daniel zu geben, der in die Löwengrube geworfen worden war, weil er den Götzen Baal gestürzt und dessen Tempel vernichtet hatte. Nachdem der heilige Prophet von jenem Mahl genossen hatte, ergriffen sie wieder den anderen Propheten bei den Haaren und brachten ihn an den nämlichen Ort, von wo sie ihn weggenommen hatten.
Die Engel verhinderten auch, daß Judith [Jud?13], diese wunderbare Frau, welche den Holofernes durch ihr gewinnendes Benehmen für sich eingenommen hatte, in dessen Schlinge fiel. Die Engel bewirkten nämlich, daß sie, nachdem sie ihm das Haupt abgeschlagen, sie aus dem Zelt und dem Lager dieses Feldherrn, mit Lorbeeren bedeckt, heraustrat und in die Stadt Bethulia mit dem blutigen Haupt des Holofernes den Einzug hielt, wodurch sie ihrem Volk die Freiheit wiedergab und den Feind, der Bethulia belagerte, in Schrecken, Verwirrung und furchtbare Unordnung versetzte. Esther selbst schreibt ihrem Engel ein so wunderbares Ereignis mit den Worten zu: 'So wahr der Herr lebt, hat mich sein Engel behütet, als ich von hier wegging, dort weilte und wieder hierhin zurückkehrte.'
Der Jesuitenpater Jacques Coret (1631–1721) beschreibt in seinem Buche über den Schutzengel die mannigfachen Hintergründe für ein Leben zu zweit: ein Leben mit unserem Schutzengel. Der Autor unterstreicht dabei eine der verkannten Wahrheiten, die nicht nur die damalige Welt des17. Jahrhunderts, sondern auch wir in der heutigen Zeit Gültigkeit bewahrt hat: Wir sollten mehr mit unseren Engeln als mit den Mitmenschen reden. Diese zunächst eigenartig anmutende Aufforderung nimmt Gestalt an, wenn wir die Texte zu Gemüte führen, die uns Pater Coret ans Herz legt.