Beschreibung
Das leuchtende Idol meiner Jugend war Hermann Hesse. Daher bemühte ich mich nach Kräften darum, ihm nachzueifern. Hätte jedoch jemand behauptet, ich würde Hermann Hesse imitieren, so hätte ich energisch widersprochen, obwohl genau das der Fall war. In meinen frühen Prosatexten wimmelt es nur so von Außenseitern, Gammlern, Krüppeln und Selbstmördern. In dieser Hinsicht dürfte ich mein Vorbild sogar noch übertroffen haben: Meine Außenseiter waren grundsätzlich völlig schuldlos an ihrer Situation, meine Gammler sensibel und warmherzig, meine Krüppel weise wie Buddha und meine Selbstmörder waren meistens von ihren eigenen ignoranten Eltern in den Tod getrieben worden. Erst in meinen Zwanzigern gelang es mir, einen eigenen Stil zu entwickeln, dessen signifikantestes Merkmal meine Vorliebe für den sogenannten Schwarzen Humor ist. Auch meine Vorbilder waren andere geworden, beispielsweise Kurt Tucholsky, Richard Brautigan und Stephen King, um nur einige von ihnen zu nennen. Von Hermann Hesse hingegen habe ich seit Jahrzehnten nichts mehr gelesen. Wahrscheinlich könnte ich heute mit seinen Romanen auch gar nicht mehr besonders viel anfangen. Schließlich gibt es genug andere Autoren, deren Werke dem Geschmack des alten Dietmar Füssel mehr entsprechen als die seinen, die freilich am Beginn meiner Schriftstellerlaufbahn von der allergrößten Wichtigkeit für mich waren.