Beschreibung
Geblendet von Entdeckungen über die Kommunikation der Pflanzen neigen wir zu einer ontologischen Verwirrung. Die 'liebenden' Blumen und 'leidenden' Bäume verlangen förmlich nach einer sauberen Abgrenzung von jedem Anthropomorphismus und damit nach der Anerkennung ihres eigenen Stellenwerts in der Vielfalt des Seienden. So bemerkt schon Theophrast, dass ein 'Olivenbaum, der eines Tages vollständig verbrannt war, in seiner Gesamtheit, Baumkörper und Blattwerk, wieder zum Leben erweckt wurde'. Sterben in diesem Sinne ist nicht Sterben. Für Mensch und Tier ist der Tod das absolute und unumkehrbare Ende aller Möglichkeiten. Sie sind entweder lebendig oder tot. Dagegen bietet die unerschöpfliche Pflanzenvielfalt, die Schönheit der kleinsten Wildblume am Wegesrand, der Zauber dessen, was einem trockenen Samenkorn entspringt, das Bild eines stillen Lebens, das nur stirbt, um wiedergeboren zu werden. Dieses Leben und Sterben ist das Gegenteil einer Tragödie. Florence Burgat bietet eine umfassende philosophische Phänomenologie, die den radikalen Unterschied zwischen der Seinsweise der Pflanze und dem tierischen und menschlichen Leben ans Licht bringt.
Autorenportrait
Florence Burgat ist Philosophin und Forschungsdirektorin am Institut national de la recherche agronomique (INRAE) und Mitarbeiterin am Husserl-Archiv (ENS Paris). Sie ist Verfasserin einer Vielzahl von Publikationen zur Seinsweise der Tiere, z.B. 'L'humanité carnivore' (Paris 2017). Brita Pohl ist Übersetzerin in Wien.