Beschreibung
Es waren jüdische Wissenschaftler, welche die Entwicklung von Psychoanalyse und Psychotherapie insgesamt maßgeblich prägten. Umso überraschender mag erscheinen, daß das Gedankengut des Judentums selbst in der gegenwärtigen psychotherapeutischen Fachliteratur kaum rezipiert und auch nur marginal in der Fachöffentlichkeit abgebildet wird. Das unterscheidet sich deutlich davon, wie aus dem Buddhismus oder Taoismus stammende Therapieansätze oder der Dialog zwischen Christentum, Islam und Psychotherapie sich für das Fach als bereichernd erwiesen haben. Dabei könnten die klassischen Schriften des Judentums sowie jüdische Spiritualität, Philosophie und Lebenspraxis in ihren unterschiedlichen Formen eine sehr wertvolle Rezeptions- und Inspirationsquelle für die psychotherapeutische Arbeit darstellen. Der vorliegende interdisziplinäre Aufsatzband mit zahlreichen Beiträgen aus Jerusalem wie aus Deutschland verfolgt das Ziel, nicht nur die historische Rezeption jüdischen Denkens in der Psychotherapie aufzuzeigen, sondern auch zu fragen, inwieweit Menschenbild und Lebensweisheit des Jüdischen fruchtbare Impulse für die Psychotherapie des 21. Jahrhunderts liefern könnten. Yigal Blumenberg betrachtet die Psychoanalyse Sigmund Freuds mit jüdischer Texttradition Gabriel Strenger schlägt die Brücke zwischen Chassidismus und Psychotherapie Vsevolod Silov zeigt die Verbindungen zwischen Martin Buber und der Psychotherapie Francisco Pedrosa Gil betrachtet Hannah Arendt und die Ethik des Bösen aus psychiatrisch-psychoanalytischer Perspektive Christina von Braun die Traditionen von Schrift und Oralität in der Psychoanalyse Nicolai Stern beschäftigt sich mit religiösen Juden in der psychotherapeutischen Behandlung Christoph Schulte erläutert das Konzept des Zimzum, der Zurückhaltung als therapeutischer Situation und Methode d er Rabbiner und Therapeut David Kraus zeigt die Wirkung des chassidischen Rabbi Nachman von Brazlaw für seine Tätigkeit auf.