Beschreibung
Das Elementarschulwesen, verstanden als basale Vermittlung von Kulturtechniken ohne Fremdsprachenunterweisung, ist allgemein für die Frühe Neuzeit und speziell für den Raum Sachsen-Anhalt von der bildungs- und kulturhistorischen Forschung bislang ignoriert worden. Die Untersuchungen fokussierten fast ausnahmslos einzelne hohe Bildungseinrichtungen aus ideengeschichtlicher und normativer Perspektive. Doch fungierten vor allem die in großer Anzahl und flächendeckend eingerichteten Elementarschulen vom 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts in Städten und auf dem Land als Bildungsgrundlage für den Großteil der Bevölkerung. Die Beobachtung von Schulnetzverdichtung, Wandlungsprozessen, die Vorstellung von Deutungsentwürfen vergangener Schulwirklichkeit und der Vergleich mit dem katholischen niederen Schulwesen erlauben erstmals, die Kulturgeschichte des frühneuzeitlichen Elementarschulwesens auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts lebendig werden zu lassen. Die Untersuchung der Entwicklung des Schulwesen und des Schulalltags innerhalb des niederen Bildungssektors ermöglicht zudem interessante Einblicke in vergangene Denk- und Verhaltensweisen, Handlungsstrategien und Geschlechterkonstruktionen.
Autorenportrait
Dr. des. Jana Tempelhoff studierte Geschichte und Kunstgeschichte an der TU Dresden, Archivwissenschaft an der FH Potsdam und Europäische Kulturgeschichte an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, hier promovierte sie 2019 am Lehrstuhl Geschichte der Neuzeit (16.-19. Jh.)/Geschlechterforschung. Seit 2018 ist sie Archivarin im Archiv des Landtages von Sachsen-Anhalt.